Wahl bei Frankreichs Republikanern: Fillon mit großen Chancen

In einer Stichwahl bestimmen die Konservativen ihren Präsidentschaftskandidaten. In Umfragen liegt der ultrakonservative François Fillon vorn.

Ein Mann sitzt zwischen vielen Menschen und schaut noch oben

Wird er es? François Fillon bei einer Wahlkampfveranstaltung der Republikaner Foto: reuters

PARIS taz | Am Sonntag wird der Präsidentschaftskandidat der bürgerlichen Mitte und Rechten endgültig bestimmt. Die beiden Expremierminister François Fillon und Alain Juppé haben am Vorsonntag bei der ersten Runde mit mehr als 4,2 Millionen WählerInnen die Stichwahl erreicht. Fillon war mit mehr als 44 Prozent die haushohe Überraschung, klar vor dem Zweiten Juppé mit gut 28 Prozent. Er gilt nun als klarer Favorit und hat die Unterstützung von Expräsident Nicolas Sarkozy, der mit nur 20 Prozent ausgeschieden war. Die jüngste Umfrage sagt Fillon 65 Prozent voraus.

Dennoch hat Juppé, der während Monaten als schier unschlagbarer Favorit genannt worden war, seine Hoffnung nicht ganz aufgegeben. Er hat in den letzten Tagen eine aggressive Kampagne gegen seinen Parteikollegen von „Les Républicains“ geführt und dabei namentlich Fillons ultrakonservative Stellungnahmen in Gesellschaftsfragen und seine Nähe zu homophoben rechtskatholischen Kreisen thematisiert.

Fillon kann bereits als Phänomen eines politischen Rechtsdralls in Frankreich interpretiert werden. Er hat es verstanden, manchmal mit bloßen Andeutungen zur nationalen Identität, zur Abtreibung oder zur Homo-Ehe reaktionäre Stimmen für sich zu gewinnen. Gepunktet hat er bei dieser Rechten auch mit seinen Äußerungen zum Islam.

Während Juppé eher auf eine erfolgreiche Integration setzt, meint Fillon: „Nein, es gibt in Frankreich kein religiöses Problem. Ja, es gibt ein Problem mit dem Islam.“ Er spricht von einem „islamischen Totalitarismus“, der „mit unserer Geschichte und Grundwerten unvereinbar ist“. Wie die extreme Rechte hat Fillon längst „islamistisch“ durch „islamisch“ ersetzt.

Fillons wirtschaftsliberales Programm eines Abbau von 500.000 öffentlichen Stellen bezeichnet Juppé als unrealistisch und sozial gefährlich, weil es schwere Konflikten auslösen werde. Er selber möchte eine „modernere“ Politik anbieten. In vielen Punkten ist er indes von Fillon nicht sehr weit entfernt. Beide wollen die 35-Stunden-Woche und die Vermögensteuer abschaffen und die öffentlichen Ausgaben kürzen. Bei einem letzten Fernsehduell konnten sich beide am Donnerstagabend noch mal als rechte Alternative zu François Hollande präsentieren.

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