Vorwürfe gegen Vivantes: Geld ist da, aber nicht für alle

Der Klinikkonzern soll führenden Mitarbeitern überhöhte Gehälter gezahlt haben. Ein bitterer Beigeschmack für den gerade beendeten Tarifstreit.

Der Eindruck, der hängen bleibt, ist fatal Foto: dpa

Gerade erst haben Gewerkschaft und Geschäftsführung der Vivantes Service Gesellschaft im Tarifstreit eine Einigung erzielt, da werden gegen Vivantes schwere Vorwürfe bekannt: Der Landesrechnungshof habe dem landeseigenen Klinikunternehmen vorgehalten, in vergangenen Jahren Führungskräften überhöhte Gehälter und willkürlich Zulagen gezahlt zu haben, berichtet die Berliner Morgenpost. Auch bei Abfindungen für Manager habe sich Vivantes sehr großzügig gezeigt.

Stimmen die Vorwürfe, dann bekommt der zurückliegende Arbeitskampf noch mal einen ganz anderen, bitteren Beigeschmack. Das Anliegen der Gewerkschaften ist ja durchaus nachvollziehbar: Sie wollen, dass gleiche Arbeit gleich entlohnt wird. Seit Vivantes aus Spargründen Teilbereiche in Tochterunternehmen ausgelagert hat – beispielsweise die Sterilisation von Geräten an die Vivantes Service GmbH –, ist das nicht mehr der Fall. Selbst der Senat strebt laut Koalitionsvertrag eine Angleichung der Arbeitsbedingungen an.

Trotzdem waren die Verhandlungen zwischen Geschäftsführung und Gewerkschaft mehr als zäh, der Streik dauerte über sieben Wochen. Das vereinbarte Ergebnis überzeugte längst nicht alle Verdi-Leute.

Dabei gab es schon länger sehr wohl Geld zu verteilen, so die Erkenntnis nach der neuesten Meldung – aber eben nicht für alle: Die oben machen sich die Taschen voll, die unten lässt man zappeln, das ist der Eindruck, der hängen bleibt, sollte der Klinikkonzern die Vorwürfe nicht entkräften können. Wenn ein landeseigenes Unternehmen so agiert, muss man sich über Zweifel am System, über Frust und Politikverdrossenheit nicht wundern.

Pech für die Arbeitnehmer, dass die Vorwürfe erst jetzt bekannt wurden: Vor einer Woche noch hätten die Berichte die Geschäftsführung in den Verhandlungen unter Druck gesetzt. Für Verdi wäre dann vielleicht mehr herauszuholen gewesen.

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