Vom Netz abgeschnitten: Kein Breitband für alle

In Mecklenburg-Vorpommern wird gerade ein Glasfaserkabel für schnellen Internetzugang verlegt. Anliegende Haushalte werden aber nicht angeschlossen.

Begehrte Kabel: Hier fließt bald schnelles Internet durch. Bild: DPA

HAMBURG taz | Oliver Törner freute sich bereits, als Bauarbeiter direkt vor seiner Haustür einen Graben für die Verlegung eines Glasfaserkabels buddelten. Er verabschiedete sich schon von den langen Ladezeiten von Internetseiten, doch dann wurde er enttäuscht. „Eine Anbindung von Goldenbow an das Netz von Kabel Deutschland ist derzeit nicht geplant“, lautete die Stellungnahme von Kabel Deutschland, dem Internetanbieter, der die Bauarbeiten in Auftrag gab. „Bei dem Ortsteil Goldenbow handelt es sich um ein von Kabel Deutschland bislang nicht versorgtes Gebiet“, sagt Kabel-Deutschland-Sprecherin Nicole Buschermöhle. Dort können Haushalte nicht einfach an ein Kabel angeklemmt werden. Es bedürfe einer ganzen Netzstruktur, die neu angelegt werden müsse.

„Das Unternehmen konzentriert sich derzeit auf die Aufrüstung bestehender Netze. Ballungszentren miteinander zu verbinden, ist üblich, in diesem Fall läuft die Trasse eben durch Goldenbow“, sagt Buschermöhle. Ein Ballungszentrum ist Goldenbow aber nicht.

„Dass sich eine neue Leitung in unmittelbarer Näher eines Haushaltes befindet, heißt noch nicht, dass dieser schnelles Internet bekommt“, sagt Mohammed Al-Mashni vom Breitbandkompetenzzentrum Mecklenburg-Vorpommern. Für eine Anbindung seien DSL-Verteilerkästen entlang der Trasse nötig, an welche die Haushalte angeschlossen werden müssten. Diese fehlen jedoch. „Einen Anspruch auf schnelles Internet hat leider keiner“, sagt Al-Mashni. Es gebe lediglich ein Recht auf einen analogen Anschluss der Telekom, dem größten Telefon- und Internetanbieter Deutschlands.

Für Journalist Törner ist eine Verbindungsgeschwindigkeit der Telekom von 0,4 Megabit pro Sekunde allerdings viel zu langsam. Das Runterladen und Weitersenden von Dateien dauert eine kleine Ewigkeit. „Wenn ich etwas runterladen möchte, kann ich vor dem Frühstück damit anfangen und eine halbe Stunde später ist es dann fertig“, sagt Törner.

Bis 2018 soll es laut Bundesregierung in ganz Deutschland möglich sein, mit einer Breitbandgeschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde zu surfen. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur sieht den schnellen Informations- und Wissensaustausch als eine wesentliche Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum. Doch in vielen Kommunen ist die Verfügbarkeit des Breitbandes bislang überschaubar. In Niedersachsens ländlichen Regionen ist eine Verbreitung von 31,2 Prozent, in denen Schleswig-Holsteins von 15,9 Prozent erreicht. In Mecklenburg-Vorpommern sind es mit 10,8 Prozent sogar noch weniger.

Für ländlich geprägte Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern ist der Ausbau der Breitbandversorgung auf 50 Mbit/s eine finanzielle Herausforderung, denn das rechnet sich in dünn besiedelten Regionen zumeist nicht. Johannes Saalfeld, innenpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion in Mecklenburg-Vorpommern, sieht jedoch noch ein weiteres Problem der regierenden Koalition aus SPD und Union: „Für uns Grüne ist der Ausbau der Breitbandversorgung von besonderer Bedeutung. Die rot-schwarze Landesregierung baut immer noch viel zu gerne neue und teure Autobahnabschnitte, anstatt in die digitalen Autobahnen der Zukunft zu investieren.“

Törner dauert das alles zu lange. Er will schnelles Internet. Dass sein Haushalt nicht an das Glasfaserkabel angeschlossen wird, stört ihn:. „Es ist, als würde man eine Autobahn bauen und keiner darf darauf fahren!“

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