Vier Tote und mehrere Verletzte: Luftkrieg um Libyens Hauptstadt

Haftar-Rebellen bombardieren Tripolis, weil sie am Boden nicht vorankommen. Ein Waffenschiff aus dem Iran wurde am Hafen festgesetzt.

In Tripolis auf dem Panzer: Milizen, die mit der international anerkannten Regierung verbündet sind Foto: dpa

Bei nächtlichen Luftangriffen im Süden der libyschen Hauptstadt Tripolis sind nach Angaben des Sprechers der Einheitsregierung vier Menschen gestorben und 20 verletzt worden. Amin Al Hachemi machte die rebellierende Libysche Nationalarmee (LNA) von Khalifa Haftar verantwortlich.

Der Luftkrieg intensiviert sich, während der Kampf um Tripolis am Boden festgefahren scheint. Seit dem 4. April besetzen aus Ostlibyen vorgerückte LNA-Einheiten die südlichen Zufahrtsstraßen und stehen zehn Kilometer südlich der Innenstadt. Anwohner berichteten der taz am Sonntag, dass sich beide Seiten zwar immer wieder Gelände abnähmen, sich das Kampfgeschehen aber seit zwei Wochen kaum verlagert habe.

Hauptstadtmilizen konnten in den letzten Tagen Haftars Elitetruppen aus den Vororten Wadi Rabia und Aziziya vertreiben. Ein Angriff auf Haftars Nachschubbasen in den Städten Gharian und Tarhouna stünde unmittelbar bevor, so Innenminister Fathi Bashaga am Samstag. LNA-Sprecher Ahmed Al Mismari vermeldet aus Bengasi seinerseits täglich Erfolge im Kampf gegen die „Terroristenmilizen“ in Tripolis. Videomaterial beweise, dass ausländische Söldner auf deren Seite kämpfen würden, so Mismari. Tatsächlich stammen die Bilder aus der Schlacht gegen den IS im zentrallibyschen Sirte.

Der libysche Sicherheitsexperte Ghassan Gallal glaubt dass Propaganda und die ungenauen Luftangriffe den Krieg entscheiden könnten: „Beide Seiten wissen, dass sie diesen Krieg am Boden militärisch nicht gewinnen, geschweige denn ganz Libyen kontrollieren können. Viele Milizen und Bewohner in Tripolis halten sich bisher zurück und werden sich dem vermeintlichen Gewinner anschließen. Daher sind beide zum Sieg verdammt. Kompromiss bedeutet automatisch Niederlage.“

Containerschiff mit Waffenlieferungen

Doch woher kommen die Mittel zum Luftkrieg? Haftars LNA setzt fünf oder mehr Mirage- und MIG-Kampfbomber mit in Jordanien ausgebildeten libyschen Piloten ein. Sie starten von den Flughäfen Beni Walid und Wuatia westlich von Tripolis. Über Tripolis gesichtete Drohnen starten vom Flughafen Al-Khadim. Unweit des ostlibyschen Hauptquartiers von Haftar starten Spezialisten aus den Vereinigten Arabischen Emiraten bewaffnete Drohnen und kleinere AT-802-Kampflugzeuge. Französische Kampfhubschrauber starteten in den letzten Jahren immer wieder aus der Gegend zu Einsätzen gegen Al-Qaida und IS-Gruppen.

Umgekehrt lässt die bedrängte Übergangsregierung Fayez Serraj aus dem von italienischen Soldaten bewachten Flughafen der Hafenstadt Misrata LNA-Stellungen bombardieren. Und im Hafen von Misrata legte am Samstag der iranische Frachter Shahr-e-Kord an. Das Containerschiff steht auf den Sanktionslisten der EU und USA; nach Angaben einer UN-Expertenkommission hat es in den vergangenen Jahren mehrmals Waffen transportiert und kam aus der Türkei nach Misrata.

Nach Vorwürfen, dass sich in den 144 Containern des Frachters Waffen für die Verteidiger von Tripolis befänden und Premier Serraj damit gegen das UN-Waffenembargo verstoße, ließ Innenminister Bashaga das Schiff festsetzen.

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