„Viagra für Frauen“ in den USA zugelassen: Gefährliche Nebenwirkungen
In den USA hat nun die Arzneimittelbehörde eine luststeigernde Pille für Frauen, Flibanserin, freigegeben. An dem „Viagra für Frauen“ scheiden sich die Geister.
Addyi ist für Patientinnen gedacht, die über Unlust auf Sex klagen und daher psychischen Stress verspüren. Das Mittel regt Botenstoffe im Hirn an, etwa Serotonin, die Laune und Appetit beeinflussen.
Für den Verkauf gelten aber strenge Sicherheitsbeschränkungen. Auf dem Etikett wird gewarnt, dass das Medikament in Kombination mit Alkohol zu gefährlich niedrigem Blutdruck und Ohnmachtsanfällen führen könne. Diese Gesundheitsprobleme könnten auch auftreten, wenn die Lustpille zum Beispiel mit Pilzmitteln gegen Infektionen eingenommen werde. Patienten sowie Ärzte und Apotheker sollten sich vor einer möglichen Behandlung voll und ganz der Risiken bewusst sein, die mit der Einnahme einhergehen, warnte die Ärztin Janet Woodcock, Leiterin der Medikamentenabteilung bei der FDA.
Nach dem von der Behörde angeordneten Sicherheitsplan dürfen ihre Kollegen das Mittel erst verschreiben, wenn sie ein Online-Zertifikat ausgefüllt haben, das sie zur Aufklärung über die Gefahren von Addyi verpflichtet. Das gleiche Prozedere gilt auch für Apotheker.
Doch die Gegner monieren, dass das Mittel wegen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schläfrigkeit und Schwindelgefühlen nicht der Mühe wert sei. Im Übrigen habe die FDA dem Medikament zwei Mal – 2010 und 2013 – mit Blick auf diese Risiken die Zulassung verweigert, sagen die Kritiker.
Zweifel an der Wirksamkeit
Die Psychologin und Sextherapeutin Leonore Tiefer, die erst im Juli eine Anti-Addyi-Petition organisiert hatte, bemühte das Argument der Wirksamkeit. „Das ist kein Medikament, das man eine Stunde vor dem geplanten Sex einwirft. Man muss es wochen- und monatelang einnehmen, um überhaupt irgendwelche Vorteile zu haben“, sagte sie.
Die Befürworter führten hingegen ins Feld, dass Frauen verzweifelt nach einem von der FDA freigegebenen Mittel suchten. So erklärte die Ärztin Cheryl Iglesia, sie habe Patienten öfter Testosteroncremes verschrieben, um deren Libido anzuregen – was von der FDA nicht gebilligt sei.
Flibanserin wurde zunächst vom rheinland-pfälzischen Unternehmen Boehringer Ingelheim als Anti-Depressiva konzipiert, jedoch dann nach entsprechenden Berichten von Frauen zur Libido-Pille erklärt. Der deutsche Konzern verkaufte das Mittel 2011 an die US-Startup-Firma Sprout.
Das Unternehmen führte Tests durch. Danach berichten Frauen nach der Einnahme von Flibanserin in der Regel, dass sie bis zu eine sexuelle befriedigende Erfahrung pro Monat mehr hätten als jene, die nur ein Placeboprodukt bekamen. Außerdem hätten die Flibanserin-Patienten in Fragebögen höhere Werte beim sexuellen Verlangen und niedrigere Stress-Level erzielt.
Allerdings Kritiker hielten dagegen, die FDA sei durch feministisch angehauchte Lobby-Kampagnen unter Druck gesetzt worden, die Sprout und andere Pharmakonzerne finanziert hätten. „Das ist nur ein Mischmasch aus Politik, Wissenschaft, Sex und Geld“, klagte Sextherapeutin Tiefer.
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