Verschollene malayische Maschine: Malediven sahen Flieger

Bewohner der Malediven wollen am Tag des Verschwindens von Flug MH370 einen Jet im Tiefflug gesichtet haben. Derweil zahlt die Allianz Versicherungssummen aus.

Wenn sie doch nur wüssten, wo sie suchen sollen: Ein Such-Flugzeug der US-Navy wird startklar gemacht. Bild: ap

NEU DELHI/FRANKFURT AM MAIN afp/dpa | Die Polizei der Malediven geht Berichten nach, wonach die Bewohner einer abgelegenen Insel am Tag des Verschwindens von Flug MH370 einen tief fliegenden Jumbo-Jet sichteten. Der Bericht der Internetseite Haveeru werde überprüft, erklärte die Polizei in Male am Dienstagabend. Laut der Seite berichteten Bewohner der Insel Kuda Huvadhoo im Süden des Archipels, ein weißes Flugzeug mit roten Streifen habe am 8. März die Insel im Tiefflug überquert.

„Ich habe noch nie zuvor einen Jet so tief über unsere Insel fliegen sehen, ich konnte sogar genau die Türen sehen“, zitierte Haveeru einen Augenzeugen. Das vermisste Flugzeug von Malaysia Airlines war am 8. März mit 239 Menschen an Bord auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking von den Radarschirmen verschwunden, ohne dass zuvor ein Notruf abgesetzt wurde.

Anschließend flog die Boeing 777 offenbar noch rund sieben Stunden weiter. Noch immer ist unklar, ob die Maschine abstürzte oder irgendwo landete. Die malaysischen Behörden beschrieben zwei mögliche Flugkorridore. Der nördliche erstreckt sich vom Norden Thailands bis nach Zentralasien, der südliche von Indonesien bis tief in den Indischen Ozean. Die Malediven liegen weit abseits der beiden Korridore.

Die thailändische Luftwaffe berichtete am Mittwoch über neue Erkenntnisse aus dem Radar vom Tag des Verschwindens. Kurz nach dem letzten Funkspruch der Maschine sei ein „unbekanntes Flugzeug“ registriert worden, teilte sie mit. Dieses sei jedoch nicht als Bedrohung eingestuft worden. Den Angaben zufolge flog die Maschine sechs Minuten nach dem Funkspruch über dem Südchinesischen Meer wieder zurück in Richtung Kuala Lumpur.

Auszahlungen an Angehörige und Fluggesellschaft

Der Münchner Versicherungskonzern Allianz hat einem Bericht zufolge im Fall des verschwundenen Fluges MH370 mit der Auszahlung der Versicherungssumme für Schäden an Flugzeug und Insassen begonnen. Dies habe eine Sprecherin der Allianz bestätigt, berichtete das Handelsblatt am Mittwoch.

Die Auszahlung an die Fluggesellschaft sowie an die Angehörigen der insgesamt 239 Insassen der Maschine von Malaysia Airlines solle noch in dieser Woche abgeschlossen sein, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Versicherungskreise.

Dem Handelsblatt zufolge bestätigte die Allianz auch, dass sie ein Konsortium aus verschiedenen Versicherern von Malaysia Airlines anführt. Die Versicherungssumme belaufe sich unbestätigten Angaben zufolge auf insgesamt rund 100 Millionen Dollar, es sei aber unklar, welchen Anteil daran die Allianz trage. In der Luftfahrtversicherung ist es demnach üblich, die Versicherungssummen an Fluggesellschaften und Angehörige von Insassen im Schadensfall früh auszuzahlen.

Das vermisste Flugzeug von Malaysia Airlines war am 8. März auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking von den Radarschirmen verschwunden, ohne dass zuvor ein Notruf abgesetzt wurde. Anschließend flog die Boeing 777 offenbar noch rund sieben Stunden weiter. Noch immer ist unklar, ob die Maschine abstürzte oder irgendwo landete.

Malediven schon einprogrammiert

Die Kursänderung des Flugzeugs soll einem Medienbericht zufolge bereits vor der Abmeldung der Piloten im Bordcomputer eingegeben worden sein. Das berichtete der US-Sender NBC am Mittwoch unter Berufung auf Ermittlerkreise. In Malaysia schrieb eine Zeitung, im heimischen Flugsimulator des Piloten Zaharie Ahmad Shah seien Landebahnen auf den Malediven, in Sri Lanka und Indien einprogrammiert gewesen. Diese lägen auf einer der beiden Flugrouten, die die Ermittler nach der Kehrtwende der Maschine für möglich halten.

Ein Ermittler in Kuala Lumpur konnte die Angaben nicht bestätigen.„ Ich weiß nur, dass der Flugsimulator noch untersucht wird“, sagte der Mann, der darauf bestand, dass sein Name nicht genannt wird. „Wir haben auch am zwölften Tag der Ermittlungen keine Ahnung, was passiert ist.“ Im Laufe des Tages wurde die regelmäßige Pressekonferenz des Verkehrsministers erwartet.

Wenn der NBC-Bericht stimmt, wäre die Frage, wieso die Piloten bei der Abmeldung nichts sagten. Wenn die Bodenkontrolle die Kursänderung durch die automatischen Signale des Flugzeugs vor der verbalen Abmeldung mitbekam, wäre die zweite Frage: Warum haben die Ermittler das bislang verschwiegen?

Der Richtungswechsel erfolgte mindestens zwölf Minuten, bevor sich Co-Pilot Fariq Abdul Hamid mit den Worten „Alles klar, gute Nacht“ von den Fluglotsen verabschiedete, wie NBC weiter berichtete. Das wäre um 01.07 Uhr Ortszeit gewesen. Das war der Zeitpunkt, als das letzte Signal aus dem Kommunikationssystem (ACARS) an die Bodenkontrolle ging. Die Abmeldung erfolgte um 01.19 Uhr.

China übt Kritik

China legt derweil in seiner scharfen Kritik an den malaysischen Ermittlungs- und Kommunikationsmethoden nach. „Es ist bekannt, dass ungenaue oder zumindest unvollständige Informationen dazu geführt haben, dass die anfängliche Suche im Südchinesischen Meer ins Leere lief und kostbare Zeit vergeudet wurde“, hieß es in einem Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua, den Zeitungen am Mittwoch druckten. Wegen mangelnder Transparenz seien intensive Bemühungen verpufft und viele Gerüchte aufgekommen. „Es gibt keine Entschuldigung, die gleichen Fehler zu wiederholen.“

Informationen dürften nicht aus Gründen der nationalen Sicherheit unter dem Deckel gehalten werden, sondern müssten zumindest unter den Beteiligten ausgetauscht werden.

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