Vermisste Schülerinnen in Nigeria: Erst leugnen, dann bestätigen

Die Regierung bestätigt die Enführung von 110 Schülerinnen in Dapchi vor einer Woche. Zuvor hatte die Regierung die Entführung geleugnet.

Leere Baracken

Leere Schule: Aus dieser Schule in Dapchi wurden die Mädchen entführt Foto: ap

ABUJA afp | Knapp eine Woche nach einem Überfall auf eine Schule in Nigeria werden noch 110 Mädchen vermisst. Das räumte die Regierung nach einer Reihe widersprüchlicher Angaben am Sonntag erstmals ein. Das Informationsministerium machte die radikalislamische Miliz Boko Haram für den Überfall und die Verschleppung der Mädchen verantwortlich. Eltern der Schülerinnen hatten bereits am Donnerstag eine eigene Liste mit 105 Vermissten veröffentlicht.

Kämpfer der Boko Haram hatten am vergangenen Montag ein Internat der Ortschaft Dapchi im nordöstlichen Bundesstaat Yobe überfallen. Hunderten der Mädchen gelang die Flucht, doch von 110 Schülerinnen fehlte laut Ministerium auch nach Tagen jede Spur. Das Internat beherbergt demnach insgesamt 906 Schülerinnen. Die Regierung hatte zunächst Berichte über Entführungen zurückgewiesen, später erklärte das Militär, „einige“ der verschleppten Mädchen seien gerettet worden.

Der Vorfall erinnert an die Massenentführung von mehr als 200 Mädchen von einer Schule in Chibok in Borno durch Boko Haram. Der Fall aus dem Jahr 2014 sorgte weltweit für Entsetzen und Empörung. Seitdem konnten 164 der Mädchen fliehen oder wurden gegen Lösegeld und im Austausch gegen inhaftierte Boko Haram-Mitglieder freigelassen. Nach Auffassung von Beobachtern könnte das Boko Haram zu dem weiteren Überfall angestachelt haben.

Laut einem Lehrer der Schule hatte das Militär noch bis zum Januar Soldaten in Dapchi stationiert. Doch dann seien diese abgezogen worden, „und wir blieben ohne Schutz“, berichtete Amsani Alilawan.

Boko Haram kämpft seit dem Jahr 2009 gewaltsam für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias. In dem Konflikt wurden bisher mindestens 20.000 Menschen getötet und 2,6 Millionen in die Flucht getrieben. Immer wieder verüben die Extremisten Anschläge und Überfälle auf Dörfer, Kirchen, Schulen, Sicherheitskräfte, Politiker und Behördenvertreter. Seit 2009 entführten die Islamisten zudem tausende Menschen.

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