Vattenfalls deutsches Kohlegeschäft: Braunkohle? Nein danke!

Die Frist im Bieterverfahren für Vattenfalls Kraftwerke und Tagebaue endet. Das Interesse ist gering, viele haben schon vorher abgewunken.

Ein Kraftwerk und Abraumhalden im Tagebau

Nicht nur bei Umweltschützern unbeliebt: der Braunkohletagebau in Jänschwalde. Foto: dpa

FREIBURG taz | Die Zahl der Interessenten am Braunkohlegeschäft des Vattenfall-Konzerns schrumpft: Das Stadtwerke-Konsortium Steag ist aus dem Bieterverfahren ausgestiegen, ebenso wie der überwiegend staatseigene tschechische Energiekonzern CEZ. Dieser teilte am Mittwoch mit, man habe sich „nach einer gründlichen Analyse aller Chancen und Risiken“ gegen ein Angebot entschieden.

Damit waren zum Ablauf der Bieterfrist am Mittwoch als potenzielle Käufer nun noch die tschechische EP-Holding, zu der der Braunkohleförderer Mibrag gehört, und die Vrsanska Uhelna, ein Tochterunternehmen der Czech-Coal-Gruppe des Milliardärs Pavel Tykac, im Spiel. Auch die Lausitz Mongolia Mining Generation AG will zwar noch mitbieten, doch die hatte Vattenfall bereits frühzeitig aus dem Verfahren gedrängt.

Zum Kauf steht das gesamte deutsche Braunkohlegeschäft von Vattenfall. Dazu zählen die Kraftwerke – etwa Jänschwalde und Schwarze Pumpe – sowie die zugehörigen Tagebaubetriebe in der Lausitz. Ursprünglich war von 2 bis 3 Milliarden Euro die Rede, die das Unternehmen zu erlösen hoffte, doch inzwischen gehen Branchenkenner bestenfalls noch von einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag aus, der erzielbar ist.

Das liegt zum einen am stark gesunkenen Strompreis im Großhandel, der den Wert der Kraftwerke erheblich reduziert hat, zum anderen liegt es an der wachsenden Kritik der Gesellschaft an der klimaschädlichen Braunkohle. Das Wall Street Journal berichtete diese Woche, Bieter würden sogar eine Mitgift von Vattenfall einfordern, weil der neue Besitzer nicht nur die Kosten des Rückbaus der Kraftwerke, sondern wohl auch die Sanierung der Tagebaue übernehmen muss.

Entsprechend hatte Greenpeace sich bereits im Herbst in den Bieterprozess eingeschaltet und erklärt, zu einem Preis von minus 2 Milliarden Euro – also mit einer Prämie statt eines Kaufpreises – das Geschäft übernehmen zu wollen. Der wahre Wert der Braunkohlesparte, so begründete die Umweltorganisation ihr Gebot, sei wegen der ökologischen Folgekosten negativ. Vattenfall warf Greenpeace daraufhin aus dem Bieterverfahren.

Der wahre Wert der Braunkohlesparte, so Greenpeace, sei wegen der ökologischen Folgekosten negativ.

Dass der Vorstoß von Greenpeace so abwegig nicht war, zeigt sich inzwischen daran, dass auch die aus dem Verfahren ausgestiegene Steag in Absprache mit der Gewerkschaft IG BCE nun eine privatrechtliche Stiftung vorschlägt, die das Braunkohlegeschäft übernehmen und langfristig zu einem Ende bringen soll. „Die Steag hat anscheinend gelernt, dass Braunkohle keine Zukunft hat“, kommentierte die Bürgerbewegung Campact.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.