Uruguay, Montevideo: La diaria

La diaria möchten zeigen, was es braucht, um gute soziale Beziehungen und Emanzipation leben zu können. Sie möchte vor allem junge Leser erreichen.

Die Redaktion. Bild: La diaria

Zu ihrem Geburtstag unterstützt die Genossenschaft vier internationale Zeitungsprojekte. 73.928 Euro brachten LeserInnen, GenossInnen und FreundInnen zusammen. La diaria ist eines dieser Projekte.

Wir sind ein linkes Projekt, das unabhängig von politischen Parteien ist und das versucht, mit Qualitätsjournalismus die Hegemonie der Information und der Meinungsbildung anzugreifen und eine alternative Agenda aufzustellen. Dabei wählen wir einen Stil, der für junge Leser attraktiv ist.

Wir möchten zeigen, was es braucht, um gute soziale Beziehungen und kollektive und individuelle Emanzipation leben zu können. Wir stehen für eine nachhaltige und solidarische Vision von Entwicklung. Mit unserer Berichterstattung wollen wir die Realität von Exklusion, Unterordnung und Heimlichtuerei angreifen. Denn sie gefährden die Demokratie.

Die Verkaufszahlen von La diaria sind stetig gestiegen, von 1.050 täglichen Exemplaren zu Beginn auf 7.426 heute. Die Zahlen der anderen uruguayischen Zeitungen sind nicht gewachsen oder sogar in diesen sechs Jahren geschrumpft. Seit zwei Jahren sind wir die zweitmeist verkaufte Zeitung in Uruguay, obwohl wir die einzige sind, die ohne den Rückhalt von unternehmerischen Investoren arbeitet.

Nur El País, die älteste Zeitung Uruguays mit konservativer Ausrichtung, ist größer als wir und wird zu einem großen Teil durch den Verkauf von Sonderausgaben mit vielen Werbeanzeigen finanziert. Nur El País und La diaria leben ausschließlich von uruguayischem Kapital.

Ein Monopolsystem

In den Regionen des Landes, in denen die meisten Zeitungen verkauft werden, ist der Vertrieb an Kiosken und anderen Verkaufspunkten lange vor Erscheinen von La diaria festgelegt worden. Es ist ein Monopolsystem, das einen hohen Prozentsatz des Verkaufspreises einbehält und Zeitungen, die einen Vertrag haben, verbietet, einen eigenen Vertrieb aufzuziehen.

Wir haben gleich zu Beginn entschieden, nicht an diesem System teilzunehmen und in den Regionen, in denen das Monopol herrscht, ausschließlich im Abo zu verkaufen. Damit können wir billiger sein und erreichen eine engere Bindung zu den Lesern.

Der Vertrieb der Abozeitungen wird von Angestellten von La diaria übernommen und trägt somit dazu bei, die „Gemeinschaft La diaria“ zu schaffen, ebenso wie die kulturellen Angebote im Café von La diaria, im Erdgeschoss des Gebäudes, in dem wir arbeiten.

Wir haben viel weniger staatliche oder private Anzeigen, als es für die zweitmeist verkaufte Zeitung sein sollten. Dies ist vor allem den Verbindungen und Seilschaften der Anzeigenkunden und Agenturen mit den anderen Zeitungen geschuldet. In Hinsicht auf den Staat ist dies Diskriminierung, die wir für unsere journalistische Unabhängigkeit in Kauf nehmen.

Unsere LeserInnen

Unsere LeserInnen gehören soziokulturell zu denjenigen, die traditionell immer Zeitungen lasen, es in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten vernachlässigten und nun wieder damit anfangen. Der Anteil der jungen Leser ist bei uns höher als bei anderen Zeitungen, sie sind interessiert an den neuen Strömungen im Land und der Welt und engagieren sich für Werte der Freiheit, Solidarität und soziale Gerechtigkeit.

Das qualitative Schreiben, die hohe Aufmerksamkeit für den Fotojournalismus und die Schlagzeilen mit Ironie und Wortwitz unterscheiden uns von unserer Konkurrenz. Wir bieten unabhängige Informationen und Meinungen, die die Realität verstehen lassen und soziale, wirtschaftliche und politische Fragen aufwerfen, die andere Zeitungen gar nicht erst stellen.

Der Kulturteil richtet sich nicht nur nach ökonomischen Erfolgen und hat tiefgehende Analysen. Der humoristische Teil verbreitet unsinnige Nachrichten, die aber durchaus passieren könnten und damit die Absurdität der Realität aufzeigen. Die internationale Berichterstattung ist nicht von Nachrichtenagenturen und ihren Prioritäten abhängig.

Die Sportberichterstattung greift die populären Themen auf, betrachtet ihre soziale Komponente und schlägt einen umgangssprachlichen Ton an. Wir waren die erste uruguayische Zeitung, die einen Vertreter der Leser hat und wir sind die erste, die diesen von den Abonnenten aufstellen und wählen lässt.

Unsere MitarbeiterInnen

Wir haben 115 Lohnempfänger, von denen 35 in der Redaktion arbeiten (inklusive Chronist, Fotografen, Korrektoren und Archivare), 14 in einem Callcenter und 11 in der Verwaltung. Die Austräger in der Hauptstadt, Montevideo, sind 42 und der Rest verteilt sich auf Kundenbetreuung, Anzeigenverkauf, EDV und Vertrieb im Rest des Landes. Die Anzahl derjenigen, die ohne festen Lohn mitarbeiten, schwankt sehr stark.

Ganz generell ist unser größter Erfolg, dass wir uns einen Platz in der öffentlichen Aufmerksamkeit errungen haben und große Zeitungen, die sehr viel mächtiger sind, geschlagen haben. Wir haben gezeigt, dass Selbstverwaltung gute Produkte hervorbringen kann, die hohe Qualität und Popularität erreichen.

Die Garantie für unsere wirtschaftliche Unabhängigkeit muss größer werden. Um das zu erreichen, wollen wir: 1. Die Zahl unserer Abonnenten so weit erhöhen, dass die Einkünfte daraus unsere Kosten decken und Werbeeinnahmen als Gewinn verbucht werden können.

2. Kapital aufbauen, um Aktivitäten anstoßen zu können, die mit dem Journalismus zu tun haben und neue Einnahmequellen bringen (Werbeanzeigen online schalten, eine monatliche Zeitschrift herausgeben, Ausbildungskurse für junge Journalisten anbieten und die Teilnahme an einem Fernsehprojekt).

3. Das Redaktionsgebäude kaufen, um die aktuellen Mietkosten zu beenden und einen Rückhalt für Kredite zu haben. Es wäre sehr gut, die Gehälter zu erhöhen, damit die Redakteure ausschließlich für La diaria arbeiten können und weniger ökonomische Sorgen haben. Wir möchten mehr bezahlte Arbeitszeit für Recherchen, die unabhängig vom Nachrichtengeschehen sind und mehr journalistische Fortbildung.

Wo wir in 5 Jahren stehen wollen

Wir wenden unsere journalistischen Prizipien an, sind selbstverwaltet und haben eine stabile finanzielle Basis, die uns unsere Unabhängigkeit sichert. Von Beginn an waren wir uns einig, dass eine Versammlung der Mitarbeitenden die wichtigen Entscheidungen über La diaria treffen muss.

Wir taten dies, weil wir überzeugt sind, dass die Linke die Art von sozialen Beziehungen pflegen muss, die sie für die gesamte Gesellschaft vorschlägt. Wir sind eine Produktionsgenossenschaft, in der nur Personen Mitglied sein können, die für La diaria arbeiten.

Wir haben die Genossenschaft im Jahr 2010 mit 26 Mitgliedern gegründet. Das Kapital der Genossenschaft besteht aus Schulden gegenüber den Mitgliedern und damit Mitarbeitern – es sind nicht ausgezahlte Löhne der ersten Jahre von La diaria.

Das bedeutet, dass kein eigentliches Geld zur Verfügung steht, das Kapital von La diaria ist der Eigentum ihrer selbst. Seit eineinhalb Jahren kann die Genossenschaft die Balance zwischen Einnahmen und Ausgaben halten und die Zinsen für ihre Schulden bezahlen, die Schulden aber nicht reduzieren.

Die Redakteure sind Besitzer

Die Generalversammlung der Genossenschaft ist die höchste Autorität des Unternehmens. Sie wählt den Vorstand, kann ihn wieder absetzen, bekommt von ihm Berichte und kann alle seine Entscheidungen ändern. Nur Mitarbeiter von La diaria sind Teil der Genossenschaft. Die Unabhängigkeit der Redaktion ist damit gesichert – die Redakteure sind die Besitzer des Unternehmens.

In La diaria bekommen alle Redakteure, Fotografen und Korrektoren das gleiche Gehalt, es sei denn sie haben Aufgaben mit Verantwortung. Für alle anderen Gehälter gibt es eine Staffelung. Im Vergleich mit den anderen Presseunternehmen sind die Unterschiede in den Gehältern zwischen Verantwortlichen und anderen sehr viel kleiner.

Auf unserer Agenda steht als erstes der Erwerb unseres Redaktionsgebäudes, damit wir keine monatliche Miete mehr zahlen müssen und einfacher Kredite aufnehmen können.