Unwetterwarnungen für Gemeinden: Hyperlocal Warning

Der Deutsche Wetterdienst warnt nun jede Gemeinde vor Unwettern – bisher war das nur auf Kreisebene so. Ungenauigkeiten bleiben.

Ein Gewitter zieht in einem Park auf

Vorgewarnt? Ein Gewitter zieht über einem Park in Hannover auf Foto: dpa

BERLIN taz | Jeder hat diese Sommer-Konversation schon geführt: „Bei uns hat es geschüttet wie aus Kübeln“, sagt der eine. Und der andere, im Nachbarort oder im Nachbarstadtteil wohnend, antwortet überrascht: „Wirklich? Bei uns hat die ganze Zeit die Sonne geschienen.“

Dabei ist es nichts Besonderes: Bei bestimmten Schauer- oder Gewitterwetterlagen, auch solchen mit Unwetterpotenzial, sind extreme Unterschiede auf engstem Raum ganz normal. Und sie sind nicht oder nur sehr kurzfristig vorherzusagen. Deshalb will der Deutsche Wetterdienst (DWD) künftig örtlich noch präziser vor Unwetter warnen, wie der Präsident der meteorologischen Bundesbehörde, Gerhard Adrian, am Donnerstag in Berlin sagte.

Bislang geben die DWD-Meteorologen amtliche Unwetterwarnungen landkreisgenau heraus. Das hatte zwei Gründe: Erstens ist die Wetterprognose nicht immer genau genug, und zweitens sind die etwa 400 Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland für den Katastrophenschutz zuständig.

Weil aber manche Landkreise sehr groß sind – der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte zum Beispiel ist mehr als doppelt so groß wie das Saarland – sind solche Landkreiswarnungen oft ungenau. Das hat bei manchen zu Verdruss geführt nach dem Motto: Ständig wird bei uns gewarnt, aber selten passiert etwas.

Ab sofort gibt der DWD daher Warnungen auf Ebene der etwa 10.000 Gemeinden heraus. Ab Anfang August werden sie auch den Nutzern der Warn-Wetter-App angeboten, die derzeit von 2,7 Millionen Menschen genutzt wird. „Mit den neuen Gemeindewarnungen setzt das Warnsystem des DWD Maßstäbe. Wir sind damit auf dem Stand des technisch-wissenschaftlich Möglichen – auch im internatio­nalen Vergleich“, sagte Adrian.

„Gewitter schlagen manchmal merkwürdige Haken“

Allein in der Periode mit extremen Unwettern von Ende Mai bis Mitte Juni gab der Deutsche Wetterdienst rund 3.000 Unwetterwarnungen heraus. Beispielsweise in dem von großen Zerstörungen heimgesuchten bayerischen Landkreis Rottal-Inn wurden Orte wie Simbach extrem betroffen; nur wenige Kilometer weiter gab es dagegen überhaupt keine Unwetter­folgen. Der Wetterdienst versprach, dass von der größeren Präzision künftig alle Bürger profitieren könnten.

Wunder darf sich davon aber niemand erwarten. Lokale Stark­regenereignisse – wie sie etwa im bayerischen Simbach zu großen Schäden führten – sind nur bedingt vorhersagbar, und wenn, dann nur ganz kurzfristig. Die Meteorologen können relativ gut prognostizieren, in welchen Gebieten es zu Gewittern kommen kann; wo sie tatsächlich auftreten, sehen sie aber erst auf dem Radarschirm. Selbst dann wissen sie nicht immer, wo die Gewitter hinziehen. „Gewitter schlagen manchmal merkwürdige Haken“, sagte DWD-Vorhersageexperte Hans-Joachim Koppert.

Großflächiger Dauer­regen lässt sich gut vorhersagen, ein lokales Gewitter nicht

Leichter fällt den Wetterforschern aber die Vorhersage großflächiger Unwetter, die sich schon Tage im Voraus andeuten: etwa Dauerregen, Hitze, Stürme und Schneefälle. Zumindest Letzteres ist in den nächsten Wochen in Deutschland nicht zu erwarten.

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