Untersuchungen im AKW Brunsbüttel: 18 rostige Atommüll-Fässer gefunden

Der Verdacht ist bestätigt: Im AKW Brunsbüttel lagern mindestens 18 kaputte Fässer mit Atommüll. Hunderte weitere Behälter werden noch untersucht.

Diesen Screenshot der unterirdischen Kamera-Inspektion stellte Vattenfall zur Verfügung. Bild: dpa

KIEL afp | Untersuchungen im stillgelegten Atomkraftwerk Brunsbüttel haben den Verdacht auf weitere korrodierte Fässer mit radioaktivem Abfall bestätigt. In einem unterirdischen Lager der schleswig-holsteinischen Anlage seien 18 Fässer mit starker, teilweise schon die Behälterwände durchdringender Zersetzung entdeckt worden, teilte Kiels Energieminister Robert Habeck (Grüne) am Mittwoch mit. „Eine Gefährdung der Umgebung und Umwelt ist nicht gegeben“, betonte der zuständige Landesminister.

Die Untersuchung war angeordnet worden, nachdem vor etwa zwei Jahren ein erstes korrodiertes Fass in dem unterirdischen Abfalllager auf dem Kraftwerksgelände entdeckt worden war. Dort lagern in sechs sogenannten Kavernen rund 631 Fässer mit schwach radioaktiven Abfällen aus dem 2011 beendeten Leistungsbetrieb des Reaktors. Die Inspektionen laufen noch, weitere Kavernen sind noch nicht geprüft worden.

In einem Fall sei flüssiges Filterharz aus einem Fass als tropfenförmige Ablagerung ausgetreten, teilte das Kieler Ministerium mit. Der unkontrollierte Austritt von Radioaktivität aus den Lagerräumen sei aufgrund der Betonabschirmung und des in den Räumen erzeugten Unterdrucks aber nicht möglich. Es sei zu keiner unzulässigen Freisetzung von Radioaktivität gekommen.

Die Atomaufsicht im Kieler Ministerium für Energiewende und Umwelt war nach dem Fund des ersten korrodierten Fasses Anfang 2012 von Anfang an davon ausgegangen, dass noch weitere Fässer betroffen sein würden. Brunsbüttel gehört den Energiekonzernen Vattenfall und Eon. Vattenfall verantwortet als Mehrheitseigner den Betrieb des Akw. Die Anlage war Ende 2011 im Zuge des deutschen Atomausstiegs sofort stillgelegt worden.

Jahrzehnte alte Abfälle

Das Kraftwerksgelände in Brunsbüttel ist auch als ein Zwischenlager für Castor-Behälter mit hochradioaktivem Abfall im Gespräch, der in den nächsten Jahren aus dem Ausland zurückgenommen werden muss. Aus politischen Gründen soll dieser nicht wie bisher nach Gorleben in Niedersachsen gehen, so dass nun Ersatz gesucht wird.

Dem Ministerium zufolge geht Vattenfall von chemischer Korrosion durch Säure aus dem Inneren der Fässer aus, die Ursache ist noch unklar. Vattenfall bereitet die Bergung der Fässer und deren Verpackung in sichere Behälter vor. Das soll voraussichtlich 2015 beginnen.

Habeck betonte, die Fasslager am Akw-Standort seien ursprünglich nur für einige Jahre gedacht gewesen. Die Abfälle lagerten aber für teils mehr als 30 Jahre dort, weil kein Atommüllendlager bereitstehe. „Das alles zeigt: Die Probleme im Umgang mit Atomkraft und ihren Folgen wurden regelmäßig unterschätzt“, erklärte er. „Der Einstieg in die Atomenergie war ein Irrweg.“

Die CDU-Opposition im Kieler Landtag forderte die Landesregierung aus SPD, Grünen und SSW auf, sich bei der rot-grünen Koalition in Niedersachsen für eine schnellere Inbetriebnahme des Endlagers Schacht Konrad einzusetzen. „Die Fässer aus Brunsbüttel hätten eigentlich schon seit Jahrzehnten dorthin gebracht werden sollen“, erklärte ihr wirtschaftspolitischer Sprecher Hartmut Hammerich am Mittwoch in Kiel. Rot-Grün in Niedersachsen „tut alles, um die Inbetriebnahme weiter zu verzögern“, fügte er an.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.