US-Versicherer AIG verzichtet auf Klage: Man bleibt doch dankbar

Der US-Konzern AIG wurde mit Staatsgeld vor dem Kollaps bewahrt, dann erwägte der Versicherer eine Klage gegen den Retter. Nun verzichtet der Vorstand auf diesen PR-Gau.

Schadensbegrenzung: AIG erwägt nun doch keine Klage mehr gegen die US-Regierung. Bild: ap

NEW YORK dpa | Der massive öffentliche Druck auf den mit Steuermilliarden geretteten US-Versicherungskonzern AIG scheint gewirkt zu haben: Der Verwaltungsrat des Unternehmens lehnte es auf einer Sitzung am Mittwoch ab, sich einer 25 Milliarden Dollar (19 Mrd Euro) schweren Schadenersatzklage eines ehemaligen Großaktionärs gegen die US-Regierung anzuschließen. „Wir danken Amerika weiterhin für seine Unterstützung“, beteuerte AIG-Verwaltungsratschef Robert Miller.

Kläger ist eine Gesellschaft des ehemaligen langjährigen AIG-Vorstandschefs Maurice „Hank“ Greenberg. Er wirft dem Staat vor, die privaten Anteilseigner bei der Rettungsaktion in der Finanzkrise übervorteilt zu haben. Die Regierung hatte AIG mit einem 182 Milliarden Dollar schweren Rettungspaket vor dem Kollaps bewahrt und dabei bis zu 92 Prozent der Anteile übernommen.

Das Geld ist seit Dezember komplett zurückgezahlt. Durch gute Preise beim Verkauf der Aktien sowie Zinsen für gewährte Kredite hat die US-Regierung sogar einen üppigen Gewinn von 22,7 Milliarden Dollar eingestrichen. Unter anderem hier setzt die im Jahr 2011 eingereichte Klage von Greenberg an. Er sagt, die Regierung habe die privaten Aktionäre von AIG benachteiligt. Ihre Anteile schrumpften während der Rettungsaktion zusammen.

Undankbarstes Unternehmen aller Zeiten

Nachdem bekanntgeworden war, dass der AIG-Verwaltungsrat über die Klage beraten wird, war in den USA ein Sturm der Entrüstung losgebrochen. AIG wurde in Medien als das undankbarste Unternehmen aller Zeiten beschimpft. Die demokratische Senatorin und Wall-Street-Kritikerin Elizabeth Warren nannte die Haltung des Managements „unglaublich“. AIG selbst hatte sich verteidigt, man müsse Anfragen von Aktionären prüfen.

Nun könnte es allerdings sein, dass Greenbergs Starr International Company gegen AIG klagt. Starr besaß vor dem Eingreifen des Staates rund 12 Prozent der Anteile an dem Versicherungskonzern. Fehlspekulationen auf dem US-Häusermarkt hatten den Konzern an den Rand des Ruins gebracht.

Der Staat schritt ein, weil die Sorge herrschte, dass eine AIG-Pleite das gesamte Finanzsystem zum Kollabieren bringen könnte. Es war die teuerste Rettungsaktion der Finanzkrise.

Die Klage Greenbergs gegen die US-Regierung war von Anfang an auf Unverständnis gestoßen. Greenberg hatte AIG fast 40 Jahre geführt bis 2005. Er baute das Unternehmen zum weltgrößten Versicherer aus. Nachdem ihm aber der damalige New Yorker Staatsanwalts Eliot Spitzer dubiose Geschäftspraktiken vorgeworfen hatte, wurde Greenberg aus dem Amt gedrängt. Kritiker lasten dem 87-Jährigen an, er habe die Grundlagen für die hochspekulativen Geschäfte gelegt, die AIG später fast das Genick brachen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.