US-Studie zu Fake News: Faktenchecks erreichen die Falschen

Wer liest Fake News und können Faktenchecker aufklären? Eine Studie liefert Zahlen zum Fake-News-Konsum während des US-Wahlkampfs 2016.

Donald Trump lacht

Von den Trump-Unterstützer*innen lasen 40 Prozent mindestens einen Fake News-Artikel im Untersuchungszeitraum Foto: dpa

Donald Trump verkündete im Oktober 2017, den Begriff „Fake News“ erfunden zu haben. Zwar nutzt er die Bezeichnung vor allem dafür, ihm unliebsame mediale Berichterstattung zu diskreditieren. Doch ohne Zweifel hat Trump dazu beigetragen, die Diskussion um den Umgang mit Fake News anzuheizen. Seit dem US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf von 2016 verbreiten sich als Nachrichten getarnte Falschmeldungen auf allen Kanälen. Die darauf aufbauenden Diskussionen um die Gefahren von separierten Filterblasen sind darum aktueller denn je.

Eine Studie untermauert jetzt den Einfluss von Fake News während des US-amerikanischen Wahlkampfes mit Fakten: Ein Forschungsteam von der Princeton University, dem Dartmouth College und der University of Exeter veröffentlichte diese Woche die nach eigener Aussage erste wissenschaftliche und repräsentative Studie, die sich der Fake-News-Rezeption während des Wahlkampfs widmet. Über 2.500 wahlberechtigte US-Amerikaner wurden befragt, gleichzeitig wurde ihr Internetverkehr vom 7. Oktober bis zum 14. November 2016 aufgezeichnet – also während der Hochphase des Wahlkampfs.

Die Ergebnisse lesen sich zunächst als Bestätigung einiger Befürchtungen: Einer von vier Befragten besuchte mindestens eine Seite, die zwei oder mehr offensichtlich falsche Artikel enthielt und damit als Fake News verbreitende Seite klassifiziert wurde. Hochgerechnet auf die wahlberechtigte amerikanische Bevölkerung sind das über 65 Millionen Menschen. Im Verhältnis zu allen aufgerufenen Nachrichtenseiten handelte es sich bei 2,6 Prozent um Fake News verbreitende Nachrichtenseiten. Von diesen wiederum nahm eine Mehrheit von 80 Prozent eine Donald Trump unterstützende Haltung ein.

Das Forschungsteam interessierte sich besonders für die Verknüpfung von starken Kandidatenpräferenzen – also pro-Trump oder pro-Clinton – mit der jeweiligen Nutzung von Nachrichtenportalen. Eindrücklich sind dabei die gewonnenen Erkenntnisse auf die Verteilung der Leserschaft: Drei von vier Studienteilnehmer*innen identifizierten sich als eindeutig Trump- oder Clinton-Anhänger*in. Von den Trump-Unterstützer*innen lasen 40 Prozent mindestens einen Fake News-Artikel, während das bei den bekennenden Hilary Clinton-Unterstützer*innen lediglich 15 Prozent waren. Die Mehrheit der Fake News-Konsument*innen liest deutlich konservativere Nachrichtenseiten und ist oft 60 Jahre alt oder älter.

Faktenchecks erfüllen nicht die Erwartungen

Als Antwort auf den Zuwachs an politisch motivierten Fehlinformationen entstanden zahlreiche Faktencheckportale. Aber wen erreichen die Seiten, die das Ziel haben, den Wahrheitsgehalt von Nachrichten zu prüfen? Das Urteil der Studienautoren fällt ernüchternd aus: 20 Prozent aller Befragten besuchten zwar mindestens einmal eine Faktencheck-Seite wie PolitiFact, Factcheck.org, den Washington Post Fact Checker oder Snopes allerdings waren das häufig Befragte, die gar nicht mit Fake News in Kontakt gekommen waren. Tatsächlich hatte keine einzige der befragten Personen, die einen von entsprechenden Faktenchecks widerlegten Artikel geklickt hatte, den dazugehörigen Faktencheck gelesen.

Interessant ist auch, wie Menschen auf Fake-News-Seiten gelangen. Nach Auswertung der Studiendaten spielt Facebook dabei die entscheidende Rolle: In einem von drei Fällen wurde direkt vor einer Fake News-Seite Facebook aufgerufen. Passend dazu wurde Facebook-Gründer Mark Zuckerberg für 2017 von der Medienbeobachtungsgruppe Media Matters for America mit dem Titel des „Misinformer of the Year“ ausgezeichnet.

Die Studie liefert mit ihrer ausführlichen Datenerhebung einen systematischen Überblick über die Verteilung von politisch motivierter Fehlinformation während des Wahlkampfs. Doch sie beinhaltet auch einige Schwachstellen: So wurden beispielsweise nur Fake News untersucht, die per Desktopnutzung aufgesucht wurden, während die Nutzung von Mobilen Endgeräten außer acht gelassen wurde.

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