Tourismusminister über Ägypten: „Ägypten ist nicht Kairo“

Hischam Sasou, ägyptischer Tourismusminister, will die Urlauber zurück nach Ägypten holen. Die Sicherheit sei wiederhergestellt, sagt er.

Die Hotels und Strände bleiben leer am Roten Meer Bild: reuters

sonntaz: Herr Sasou, seit das ägyptische Militär am 3. Juli Mohammed Mursi absetzte, kommen so gut wie keine Touristen mehr nach Ägypten. Erinnert Sie das an die Tourismusflaute nach der Revolution im Jahr 2011?

Hischam Sasou: Wir spüren die Auswirkungen sogar noch stärker. Im Juli haben wir enorm viele Touristen verloren. Mitte August, nach der Auflösung der beiden Protestcamps der Muslimbrüder, wurden die Zahlen noch schlechter. Ich fordere die europäischen Länder daher auf, die Reisewarnungen zurückzunehmen. Besonders Deutschland ist wichtig, es ist nach Russland der wichtigste Markt für Ägypten. Ich kann mich an keine so schlechte Zeit erinnern wie jetzt.

Ist Ägypten denn momentan ein sicherer Ort für Besucher?

Die Sicherheit unserer Gäste ist besser als je zuvor. Die Sicherheitskräfte arbeiten eng mit mir zusammen, um sicherzustellen, dass die Touristenorte unter voller Kontrolle sind. Wahrscheinlich werden die Regierungen ihre Warnungen nicht auf einmal zurücknehmen, sondern allmählich – erst am Roten Meer, dann in Oberägypten und später in Kairo.

Das klingt so, als wäre alles bestens. Aber immerhin wurde der Ausnahmezustand verhängt. Noch immer herrscht in der Hauptstadt Kairo und anderen Provinzen eine nächtliche Ausgangssperre.

Ägypten ist nicht Kairo. Am Roten Meer, in Scharm al-Scheich etwa, gibt es keine Ausgangssperre. Die Regierung geht davon aus, dass diese Orte sehr sicher sind. Aber ich gebe zu: Es hat eine erneute Revolution gegeben. Leute haben illegitime Mittel genutzt, um ihre Meinung zu äußern.

geboren 1954, ist ägyptischer Tourismusminister seit August 2012. Er bekam diesen Posten schon unter der Regierung Mursi, obwohl er keiner islamischen Partei angehörte.

Sie waren auch zu Zeiten Mohammed Mursis Tourismusminister. Unterstützen Sie den harten Kurs von Militär und Regierung gegen ihre damaligen Kollegen?

Ich bin Technokrat. Die harte Reaktion war notwendig. Die Muslimbrüder hatten Waffen in den Protestcamps. Sie haben Kinder als menschliche Schutzschilde benutzt und Kirchen zerstört.

Trotzdem war ein Großteil der Proteste friedlich.

Das ist nicht wahr. Die Sicherheitskräfte haben Wasserwerfer benutzt, aber die Muslimbrüder haben mit Gewehren geantwortet. Das war ihre Rache für die Entmachtung des vermeintlich legitimen Präsidenten.

Denken Sie, die schlimmste Zeit ist überstanden? Wird es ruhig bleiben?

Es wird auch in Zukunft Demonstrationen geben. Wir werden sie akzeptieren, solange sie friedlich sind. Gewalt wird nicht akzeptiert. Wir werden in den nächsten Wochen den politischen Weg beschreiten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.