Textilarbeiterstreik in Kambodscha: Polizei räumt Protestcamp

In Kambodscha streiken die Textilarbeiter und fordern eine Verdopplung ihres Lohns. Nun räumte die Polizei das Camp der Streikenden in der Hauptstadt.

Polizisten und Helfer zerstören ein Zelt. Bild: rtr

PHNOM PENH dpa | Die Polizei in Kambodscha hat am Samstag ein Protest-Camp der streikenden Textilarbeiter geräumt. Unter Einsatz von Tränengas gingen die Einsatzkräfte gegen die Streikenden in der Hauptstadt Phnom Penh vor und zerstörten die Hütten, die dort seit einigen Wochen gestanden hatten. Am Vortag waren bei einem Polizeieinsatz mindestens vier Menschen getötet worden.

Die Oppositionspolitikerin Mu Sochua sagte, das Lager sei gegen 10.30 Ortszeit von der Polizei und Schlägertrupps umstellt worden. „Es waren angeheuerte Schläger und Spezialeinsatzkräfte mit Metallrohren und Knüppeln. Ihr Ziel war, die Leute zu Krüppeln zu schlagen. Unsere Anhänger wurden völlig zerstreut. Es war wie eine Kriegszone“, sagte sie.

Die Proteste in dem südostasiatischen Land dauern seit mehr als einer Woche an. Nach Gewerkschaftsangaben sind die meisten der 600.000 Textilarbeiter im Streik oder wurden von den Fabrikanten wegen drohender Streiks ausgesperrt. Der Großteil der Beschäftigten in diesem für das südostasiatische Land so wichtigen Exportsektor sind Frauen. Die meisten Fabriken sind jetzt geschlossen.

Die Forderung lautet auf eine Verdoppelung des Mindestlohns von zur Zeit umgerechnet nur knapp 60 Euro im Monat. Die Regierung hat nur 25 Prozent angeboten. Am Freitag eskalierte die Lage, als Militärpolizisten auf demonstrierende Arbeiter schossen. Nach Regierungsangaben wurden vier Menschen getötet, laut Menschenrechtlern fünf. Am Donnerstag waren 15 Arbeiter und Aktivisten festgenommen worden.

Nach der Räumung des Protest-Camps am Samstag fürchtet die Opposition, dass nun ihre Parteiquartiere an der Reihe seien. Die innenpolitische Situation ist in Kambodscha seit den umstrittenen Parlamentswahlen vom Juli angespannt. Die Opposition wirft der Regierung des seit mehr als 28 Jahren amtierenden Ministerpräsidenten Hun Sen vor, die Ergebnisse gefälscht zu haben. Sie verlangt Neuwahlen.

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