Teheran-Kunst in Berlin: Von Mullahs und deutschen Kritikern

Zweifel kommen auf, ob „Die Teheran Sammlung“ in der Berliner Gemäldegalerie wie geplant gezeigt wird. Wie riskant ist der Kulturaustausch?

abstraktes Öl- und Lackgemälde

Auch Jackson Pollocks „Mural on Indian Red Ground“ soll von Teheran nach Berlin reisen Foto: Tehran Museum of Contemporary Art / Pollock-Krasner Foundation / VG Bild-Kunst, Bonn 2016

Ab 4. Dezember sollte in der Berliner Gemäldegalerie „Die Teheran Sammlung“ gezeigt werden. Eine Schau mit Exponaten aus der Kunstsammlung des iranischen Schah-Regimes. Die von Schah-Gattin Farah Diba aufgebaute Sammlung moderner Kunst war nach der iranischen Revolution 1979 und der Errichtung der Mullahdiktatur in den Kellern des Teheran Museum für Zeitgenössische Kunst (TmoCA) verschwunden. Doch zaghaft begann man sich – im ewigen Ringen zwischen Reformern und Hardlinern – zuletzt auch in Teheran des Erbes der iranischen Moderne zu erinnern; das TmoCA präsentierte selbst einige Werke der so verruchten wie modernen Kunstsammlung.

Und ab Dezember, so hieß es seitens der Staatlichen Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz sollten in der Gemäldegalerie „60 herausragende Werke US-amerikanischer und europäischer Kunst“ (darunter Werke von Pollock, Rothko oder Bacon) „gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern der iranischen Moderne wie Faramarz Pilaram, Mohsen Vaziri-Moghaddam oder Behjat Sadr“ gezeigt werden, erstmals im Ausland. Noch im September sagte die deutsche Seite, man habe sich mit den Iranern prinzipiell geeinigt.

Doch jüngste Presseberichte nähren Zweifel daran, ob die Schau wie angestrebt realisiert wird. Die Zeit berichtet nun, die iranische Seite sei in jeder Hinsicht vertragssäumig. Autor Werner Bloch behauptet sogar, nicht einmal die Echtheit der im Teheraner TmoCA gelagerten Kunst sei klar. „Das Teheraner Museum verfügt nicht einmal über eine Inventarliste der eigenen Bestände“, schreibt er. „Nicht auszuschließen, dass unter den Werken, die nun nach Deutschland verliehen werden sollen, auch Fälschungen sind.“

Auch andere vor ihm haben bereits auf die Risiken eines Kulturaustauschs mit Diktaturstaaten wie dem Iran hingewiesen. Nur sei die Gegenfrage hier auch erlaubt, ob der Menschheit, dem Weltfrieden oder der iranischen Zivilgesellschaft damit gedient ist, wenn man die Kommunikation unterhalb von Kriegsfloskeln gänzlich einstellte und auf eine Kunstschau wie „Die Teheran Sammlung“ verzichtete?

Der Vertragspartner mag schwierig einzuschätzen sein, und er verfolgt stets eigene Propagandaabsichten. Doch in erster Linie geht es hier um eine Kunstsammlung, die man von ihrer politischen Vereinnahmung und Verbannung in den Keller befreien sollte – ein Stück iranische Kunst- und Zeitgeschichte, die es hoffentlich auch noch ans westliche Tageslicht schafft.

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