„Tatort“ aus Luzern: Die Lümmel von der ersten Bank

Es gehört nicht zu den Pflichten deutscher Staatsbürger, jeden Sonntag den „Tatort“ zu gucken. Schon gar nicht, wenn der aus der Schweiz kommt.

Zwei Männer stehen auf der Straße im Wald.

Laurent Fleury (r.) zwingt den Lastwagenfahrer Fritz Loosli, den Unfallort zu besuchen Foto: ARD/Degeto/SRF/Daniel Winkler

In letzter Zeit häufen sich die Internatskrimis, nun fassen die Drehbuchautoren Stefan Brunner und Lorenz Langenegger alles Nötige noch einmal zusammen. Snobismus ist Hauptfach in diesen Eliteschulen und Hochmut sein zweiter Name. Die verwöhnten Gören vertreiben Drogen, die sie in nicht minder großem Stil auch konsumieren. Gelegenheit dazu bieten wüste Orgien auf der eigenen Luxusjacht. Deren Taschengeld möchte man haben.

Eine kräftige Dosis Schulmädchensex darf – „Reifezeugnis“! Nastassja Kinski! – keinesfalls fehlen. Die eine macht mit dem Kunstlehrer rum, die andere mit zwei Brüdern. Immerhin nacheinander. Prompt ist sie alsbald tot.

Kommissar Flückiger (Stefan Gubser) wütet durch die Büros, weil ein wichtiger Zeuge Sohn eines zufällig gerade auf Staatsbesuch weilenden Emirs ist, der seinen Sprössling erst einmal aus dem Unterricht genommen und damit unter den Schirm seiner diplomatischen Immunität gestellt hat. Aus Gründen der Staatsräson wird befohlen, den investitonsfreudigen Gast aus dem Morgenland nicht zu verärgern.

Liebe Neubürger, um eines klarzustellen: Es gehört nicht zu den Pflichten deutscher Staatsbürger, jeden Sonntag eine Fernsehsendung namens „Tatort“ zu gucken. Schon gar nicht, wenn der aus der Schweiz kommt. Wir als Topdienstleister wissen um eine Alternative: Gerade sind historische Krimis, die in Nazideutschland spielen, beliebt.

Luzern-„Tatort“: „Kleine Prinzen“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD.

Neu ist das Subgenre freilich nicht. Hans Hellmut Kirst schrieb in den 1960ern NS-Krimis mit Titeln wie „Fabrik der Offiziere“ und „Die Nacht der Generale“. Letzterer wurde gar mit Starbesetzung – Omar Sharif, Peter O’Toole, Philippe Noiret, Juliette Gréco – verfilmt. Siehe Arte, Sonntag, 20.15 Uhr. Damals galten solche Filme als Stimmungsmache. Womit wir wieder beim aktuellen „Tatort“ wären.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.