Syrische Kurden erobern Tel Chamis: Empfindliche Niederlage für IS

Ende Januar vertrieben kurdische Einheiten den IS aus Kobani. Jetzt konnten sie im Nordosten Syriens eine wichtige IS-Versorgungsroute in den Irak abschneiden.

Kurdische Kämpfer feiern ihren Sieg in Tel Chamis. Bild: reuters

AL-HASSAKA dpa | Einen Monat nach der Befreiung der nordsyrischen Stadt Kobane hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Nordosten des Landes eine weitere empfindliche Niederlage erlitten. Kurden und christlich-assyrische Kämpfer hätten die Extremisten in heftigen Kämpfen aus dem strategisch wichtigen Ort Tel Chamis nahe der Grenze zum Irak vertrieben, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag.

Für den IS sei es die schwerste Niederlage seit der vollständigen Rückeroberung Kobanes durch die Kurden Ende Januar. „Wir können sagen, dass die Kämpfer des Islamischen Staates einen Kollaps erlebt haben“, sagte der Leiter der Menschenrechtler, Rami Abdel Rahman, der Deutschen Presse-Agentur.

Ein Sprecher der kurdischen Volksschutzeinheiten YPG erklärte, mit dem Sieg hätten die Kurden eine wichtige IS-Versorgungsroute in den Nordirak abgeschnitten. Unterstützt wurden die Kurden von Luftangriffen der USA und ihrer arabischen Verbündeten.

Die sunnitische Terrormiliz kontrolliert im Irak und in Syrien große Regionen. Rund 100 Kilometer westlich von Tel Chamis hatten die Dschihadisten Anfang der Woche mehrere Dörfer erobert und mindestens 220 assyrische Christen in ihre Gewalt gebracht. Nach Angaben der assyrischen Nachrichtenagentur Aina gehen die Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln weiter.

Kämpfe mit der Nusra-Front

Im Nordwesten Syriens starben indes bei Gefechten zwischen der radikalen Nusra-Front und der gemäßigten Rebellengruppe Harakat Hasm mindestens 35 Menschen, die meisten von ihnen Hasm-Kämpfer. Die Extremisten hätten die gemäßigten Regimegegner nahe Aleppo von einer Militärbasis vertrieben, erklärten die Menschenrechtsbeobachter. Die Nusra-Front hatte der Harakat Hasm in dieser Woche vorgeworfen, Rebellen entführt und getötet zu haben. Zugleich drohte sie Rache an.

Die Nusra-Front ist der syrische Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Sie vertritt eine ähnliche Ideologie wie der IS, ist aber mit ihm verfeindet. Zugleich kämpft die Nusra-Front gegen gemäßigtere Rebellen wie die Gruppe Harakat Hasm. Diese wird vom Westen unterstützt und ist vor allem in und um Aleppo stark.

Sollte die Nusra-Front weiter vorrücken, wäre das ein schwerer Rückschlag für die gemäßigten Rebellen in Syrien. Die USA und die Türkei wollen von Sonntag an moderate Regimegegner ausbilden. Washington will jährlich rund 5.000 oppositionelle syrische Kämpfer für den Kampf am Boden gegen die IS-Terrormiliz trainieren.

Im Irak kamen bei mehreren Anschlägen fast 40 Menschen ums Leben. Laut der irakischen Nachrichtenseite Al-Sumaria sprengte sich in der Nähe der Stadt Samarra nördlich von Bagdad ein Selbstmordattentäter in die Luft und riss 17 Kämpfer schiitischer Milizen mit in den Tod.

Bei einem Doppelanschlag auf einen schiitischen Ort nordöstlich von Bagdad starben 19 Menschen. Nach Angaben von Sicherheitsquellen explodierten in der Kleinstadt Baladruz zwei Autobomben. Der IS hatte sich in der Vergangenheit mehrfach zu Anschlägen bekannt.

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