Stromversorgung in China: Hauptsache, nicht noch mehr Kohle

Vier Jahre nach der Katastrophe in Fukushima genehmigt China den Bau neuer Reaktoren. Atomkraft zählt zu den erneuerbaren Energien.

Zwei Drittel des Stroms wird in China noch durch Kohle produziert. Bild: ap

PEKING taz | Ob beim Ausbau von Wasserkraft, Windenergie oder Photovoltaik-Anlagen – China ist Weltmeister bei den Erneuerbaren. Allein im vergangenen Jahr sind 12 Gigawatt Solarstrom ans Netz gebracht worden – so viel wie sonst nirgends.

Hinzu kamen neue Windanlagen mit einer Kapazität von rund 20 Gigawatt. In Deutschland, das Rang zwei belegt, wurden nur Windräder mit einer Leistung von rund 3 Gigawatt errichtet. Allerdings rechnet China auch Atomkraft zu den Erneuerbaren – und will jetzt weitere Meiler in die Landschaft setzen.

Zum ersten Mal seit der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima vor vier Jahren genehmigten die Behörden wieder den Bau eines neuen Atomkraftwerks. Die Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) habe der China General Nuclear Power Group die Erlaubnis für zwei 1-Gigawatt-Reaktoren erteilt, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Der Neubau ist Teil des AKW Hongyanhe in der nordostchinesischen Provinz Liaoning, das bereits vier Reaktoren in Betrieb hat.

Peking will Kapazitäten der Atomenergie verdreifachen

Nach der Dreifachkatastrophe aus Erdbeben, Tsunami und Kernschmelze im Atomkraftwerk Fukushima im März 2011 hatte China – wie Deutschland – sein zunächst ehrgeiziges Atomprogramm gestoppt und alle Kraftwerke einer Sicherheitsprüfung unterzogen. Bereits genehmigte AKWs durften noch gebaut werden, alle weiteren Pläne wurden auf Eis gelegt.

Eine generelle Abkehr von der Atomkraft hat die chinesische Führung aber stets abgelehnt. Im Gegenteil: Mit einem Investitionsprogramm von umgerechnet rund 100 Milliarden US-Dollar hält Peking daran fest, die Kapazitäten der Atomenergie bis 2020 auf 58 Gigawatt fast zu verdreifachen. Bis 2030 sind sogar 150 Gigawatt geplant. Derzeit sind 23 Atomkraftwerke am Netz, 26 weitere werden gebaut.

Nukleare Energien für den Übergang

Trotz aller Bemühungen im Ausbau der regenerativen Energieträger trägt Kohle nach wie vor zu fast zwei Dritteln der landesweiten Stromversorgung bei. Davon will China weg. Denn die Verbrennung von Kohle ist nicht nur fürs Klima schädlich, sondern auch der Hauptgrund für den extremen Smog, der regelmäßig weite Teile des Landes überzieht. In Atomkraft sieht China eine Alternative.

Von einer allgemeinen Renaissance nuklearer Energien von China aus kann aber keine Rede sein. Man betrachte sie lediglich als „Übergangstechnologie“, betonen Regierungsvertreter. Selbst bei Vollendung aller geplanten Reaktoren bis 2030 soll Atomenergie nicht mehr als 3 Prozent des gesamten Strombedarfs der Volksrepublik ausmachen.

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