Streit in Neuköllner Mietshaus: Kündigung zu Weihnachten

Keine Ruhe für Mieter eines Hauses in der Neuköllner Weserstraße: Nach Ärger um ein illegales Hostel bekommen sie nun die Kündigung.

Weihnachtsmann mit verschränkten Armen

Was gibt's zu Weihnachten? Die Kündigung. Foto: dpa

BERLIN taz | Kurz vor Weihnachten haben MieterInnen in Neukölln Kündigungsschreiben für ihre Wohnungen erhalten. Sie werden aufgefordert, bis zum 31. Dezember auszuziehen, andernfalls müssten sie mit einer Räumungsklage und zusätzlichen Kosten rechnen. Den Vorgang haben die Mieter, die sich in der Nachbarschaftsinitiative Weserkiez engagieren, öffentlich gemacht. Laut ihrem Sprecher Carsten Müller sind zwei der drei betroffenen Mietparteien Familien mit Kindern. Dies wisse der Vermieter, so Müller gegenüber der taz.

Der Streit zwischen der Mieterschaft in dem Haus in der Weserstraße 207 und dem Hauseigentümer Alexander Skora gärt seit Monaten. Auslöser war die Eröffnung des Fantastic Foxhole Hostel im April. Die Herberge mit 33 Schlafplätzen im Hinterhaus war für die Nachbarn eine Provokation, denn zuvor hatten sie sich jahrelang gegen die Lärmbelästigung durch die Bar „Fuchs und Elster“ im Vorderhaus gewehrt, die Ende 2016 ausgezogen war.

Und auch für den Bezirk war das Hostel ein Ärgernis, denn es wurde ohne Genehmigung geführt. Im Oktober wurde das illegale Treiben beendet. Mitarbeiter des Bezirks­amts und die Polizei mussten Gäste vor die Tür setzen.

Der 47-jährige Geschäftsmann Skora, der in Berlin mehrere Häuser besitzt und sich zuletzt sogar um die Übernahme der insolventen Fluglinie Air Berlin bemühte, scheint die Bedürfnisse seiner Mieter persönlich zu nehmen. Mehrfach habe er den Mietern „latent feindseliges Verhalten“ vorgeworfen, sagt Müller. Kündigungsschreiben an fünf Mietparteien im Juni deutete er nachträglich in Abmahnung und Warnung um.

Keine nachvollziehbaren Gründe

Dies könnte sich auch diesmal wiederholen. Als Begründungen für die aktuellen Kündigungen werden das Halten eines Hundes und eine nicht geräumte Dachkammer heran­gezogen. Dies stelle eine Beeinträchtigung der Ausbaupläne des Dachgeschosses dar. Diese sind im Milieuschutzgebiet allerdings genehmigungspflichtig.

In den vergangenen Monaten gab es laut Müller drei Schrei­ben von Skora und drei von dessen Anwalt, in denen immer wieder das Wort „Kündigung“ auftauchte. Die Fristsetzung ist nun die nächste Eskalationsstufe. Eine Anfrage der taz ließ Skora am Freitag unbeantwortet.

Der Eigentümer, der mehrere Häuser in Berlin besitzt, interessierte sich auch für die Über-nahme von Air Berlin

„Die Schreiben sind juristisch haltlos“, so Müller. Einige Anwälte haben den betroffenen Mietern geraten, nicht darauf zu reagieren. Neben diesen Auseinandersetzungen stellt vor allem der bauliche Zustand des Hauses ein großes Problem für die Bewohner dar. Mietersprecher Müller klagt: Das Dach sei defekt, ein Treppengeländer fehle, Wasser laufe die Fassade herunter und dringe in die Wohnungen ein, Putz falle in den Innenhof. Die Bauaufsicht habe bereits erste Maßnahmen angeordnet, so Müller. Skora hat derweil mitgeteilt, dass eine neue GmbH das Haus zum Januar übernehme. Geschäftsführer ist er selbst.

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