Stadtentwicklung: Zukunftsrat kritisiert Hafencity

Der Zukunftsrat fordert, das Projekt zur Innenstadterweiterung auf dem Hafengebiet auszusetzen. Es sei nicht nachhaltig genug. Die Planer sehen das anders.

Gut zum Chillen, aber ohne Abenteuer-Brachen für Kinder: Promenade am Dalmannkai. Bild: dpa

Der Zukunftsrat hat verlangt, den Ausbau der Hafencity zu stoppen. Als Schlussfolgerung aus einer Studie zur Nachhaltigkeit des neuen Stadtteils tritt er für "ein Moratorium der Planung zur östlichen Hafencity" ein. Dieses Gebiet sei weniger attraktiv als der Westteil der Hafencity, aber genauso teuer in der Erschließung. Im übrigen sollten nicht nur Reiche in der Hafencity wohnen, Fußgänger und Radfahrer sollten Vorrang haben und es müssten mehr Ecken für die Natur vorgehalten werden.

"Die Hafencity ist nicht das strahlende Modellprojekt für vollkommene Nachhaltigkeit, als das die Werbemedien der Hafencity GmbH und des Hamburg-Marketing den Stadtteil gerne herausstellen", sagt Jochen Menzel vom Zukunftsrat (siehe Kasten). In einer Kurzstudie hatte er anhand von zehn Themen überprüft, ob der Stadtteil, so wie er bisher geplant wurde, eine Zukunft hat - von der Flächennutzung über die Bevölkerung bis zur Finanzierung. Aus Menzels Sicht überwiegen die Defizite.

Nachhaltig sei die Entscheidung, den Stadtteil mit Fern- und Nahwärme zu versorgen; ebenso die Mischung von großen und kleinen Unternehmen der verschiedensten Branchen sowie die dichte Bauweise. Diese könne der Nachhaltigkeit aber auch entgegen wirken, sollten die anspruchsvollen Mieter und Eigentümer der Hafencity-Wohnungen auf Dauer durch die Enge zum Wegziehen veranlasst werden, so Menzel.

Der Zukunftsrat ist auf Anregung der Welt-Umweltkonferenz in Rio von 1992 geründet worden.

Motto: Global denken, lokal handeln.

Mitglieder: 90 Organisationen aus den verschiedensten Bereichen der Gesellschaft - auch aus der Wirtschaft.

Ziel: Eine ökologisch, ökonomisch und sozial auf lange Sicht tragfähige Entwicklung zu ermöglichen

Nicht nachhaltig sei der Lärm der Straßen und aus dem Hafen; die Homogenität der Anwohner, die alle wohlhabend seien; das Verkehrskonzept, das ganz traditionell den Autoverkehr bevorzuge. Auch fehlten naturbelassene Bereiche, in denen Kinder spielen könnten. Wegen der hohen Erschließungskosten drohe der Stadtteil zum Zuschussgeschäft zu werden. Angesichts der hohen Kosten stelle sich die Frage, ob Hamburg die Hafencity brauche. Statt den östlichen Teil vom Magdeburger Hafen bis zu den Elbbrücken auch noch zu errichten, solle anderswo gebaut werden, etwa auf dem ehemaligen Altonaer Bahnhofsgelände.

"Die Forderung eines Moratoriums für die östliche Hafencity ist entschieden zurückzuweisen", sagt dagegen Susanne Bühler, Sprecherin der Hafencity GmbH, die das Gelände im Auftrag des Senats entwickelt. Der Masterplan für diesen Teil des Stadtteils sei gerade überarbeitet und so eine hohe Wohnqualität ermöglicht worden. Pfiffige Planung neutralisiere den Lärm, sodass hier sogar 300 Wohnungen mehr als geplant entstehen könnten.

Dieter Polkowski von der Stadtentwicklungsbehörde sieht das ähnlich. Angesichts steigender Mieten und einer noch bis 2025 wachsenden Bevölkerung stelle sich die Frage nicht, ob in der Hafencity oder anderswo Wohnungen gebaut werden sollten. "Die 5.800 Wohnungen sind in dieser Debatte ein Tropfen auf den heißen Stein." Die Wohnungswirtschaft geht von einem jährlichen Neubaubedarf von bis zu 6.000 Wohnungen aus.

Polkowskis Einschätzung zufolge wird der Verkauf der Hafencity-Grundstücke soviel Geld einbringen, dass damit die Kosten für die technische Erschließung gedeckt werden können. "Wenn die Hafencity mal fertig ist und mit einer Null abschließt, ist das ein Riesengewinn für Hamburg", findet er. Dass die Stadt hier attraktiven Baugrund anbieten konnte, habe dazu beigetragen, dass Unternehmen wie Unilever oder der Spiegel in der Stadt geblieben seien.

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