Spaniens Monarchie droht Pfändung: Korruption bei Carlos & Co.

Unlautere Geschäfte in Spanien macht offenbar nicht nur die Regierung: Auch die königliche Familie steht unter Korruptionsverdacht.

Juan Carlos (r): Na, wer wird uns denn da so genau in die Bücher gucken wollen. Bild: dpa

MADRID taz | Spaniens König Juan Carlos I. hat schon bessere Zeiten gesehen. Der Korruptionsskandal um seinen Schwiegersohn Iñaki Urdangarin – Ehemann der Königstochter Cristina – sorgt für immer neue Schlagzeilen und schadet dem Ruf des 75-jährigen Monarchen.

Urdangarin und dessen Partner Diego Torres hatten bis Mittwoch um Mitternacht Zeit, bei Gericht 8,1 Millionen Euro als Kaution zu hinterlegen. Wenn nicht, droht ihnen die Pfändung aller Besitztümer und gar Untersuchungshaft. Ende Februar muss Urdangarin erneut vor den Ermittlungsrichter. Erstmals wird dann auch der Privatsekretär von Infanta Cristina, Carlos García Revenga, verhört.

Der enge Vertraute des Königs wird nicht als Zeuge geladen, sondern als Beschuldigter. Er war der Kassenwart des Instituto Nóos – einer vermeintlich gemeinnützigen Einrichtung, mit deren Hilfe Urdangarin und Torres mindestens 6 Millionen Euro aus öffentlichen Kassen in Steuerparadiese verschoben haben.

Während die Ehefrau von Geschäftspartner Torres ebenfalls der Veruntreuung beschuldigt wird, konnte das Königshaus Infanta Cristina bisher aus den Ermittlungen heraushalten, obwohl auch sie als Miteigentümerin des Unternehmensgeflechts ihres Ehemannes fungierte. Ständig neue Beweise lassen befürchten, dass eine Vorladung nur noch eine Frage der Zeit ist.

Die „Geliebte“ des Königs

Der lange Schatten der Ermittlungen fällt mittlerweile auf König Juan Carlos selbst. In einer Reihe von E-Mails aus dem Schriftverkehr des Instituto Nóos taucht Corinna Sayn Wittgenstein, „die enge Freundin des Königs“ – eine freundliche Umschreibung der spanischen Presse für die „Geliebte“ des Königs – auf. Längst stellt sich die Frage: Was wussten der König und die Infanta von den Machenschaften Urdangarins?

Das System war einfach. Das Instituto Nóos organisierte Sportveranstaltungen und Kongresse. Der ehemalige Handballprofi und Olympiasieger Urdangarin, der dank seiner Ehe mit Infanta Cristina den Titel Herzog von Palma trägt, bot Stadtverwaltungen, Regionalregierungen, sowie Fußballvereinen und Großunternehmen seine Dienste an.

Anstatt die Aufträge auszuschreiben, wurden sie per Handschlag besiegelt. „Bei jedem anderen wäre eine öffentliche Ausschreibung nötig gewesen, aber es handelte sich um den Herzog von Palma“, erklärt Jaume Matas, Exregierungschef auf den Balearen und selbst wegen Korruption vor Gericht, warum er Verträge über 2,3 Millionen Euro mit dem Instituto Nóos abschloss.

Urdangarin trieb die Preise für seine oft fiktiven Dienstleistungen in die Höhe. Nóos vergab dann Aufträge an Subunternehmen, die ebenfalls Urdangarin, Torres oder deren Ehefrauen gehörten. Das Geld verschwand in Richtung London, Belize, in die Schweiz oder auf Konten in Luxemburg und Andorra. „Das Handeln war von einem maßlosen Gewinnstreben geleitet“, schreibt der Ermittlungsrichter in Palma de Mallorca in seinem mehr als 500-seitigen Ermittlungsbericht über das gemeinnützige Unternehmen.

Der Skandal schadet dem Königshaus. Bei jüngsten Umfragen des staatlichen Meinungsforschungsinstituts CIS gaben die Spaniern der Monarchie erstmals in der Geschichte nur noch die Note „Ungenügend“. Weitere Umfragen wurden daraufhin keine mehr gemacht. König Juan Carlos startete stattdessen eine Charmeoffensive. Ein wöchentliches Programm im Staatsfernsehen berichtet über seine Aktivitäten sowie die von Kronprinz Felipe. Erstmals in zwölf Jahren gab Juan Carlos außerdem ein Fernsehinterview. Fragen zum Skandal um Schwiegersohn und Tochter standen allerdings nicht auf dem Programm.

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