Sonderbeilage Erster Weltkrieg: Was hier begann 1914 -2014

Am Freitag, 28.03.2014, liegt der taz ein zwölfseitiges Dossier zum Ersten Weltkrieg bei.

Stellungskrieg im Raum Arras, Frankreich.

Wieder so ein Jubiläum. 25 Jahre Mauerfall, 75 Jahre Beginn des Zweiten Weltkriegs.

Doch anders als bei diesen Daten scheint uns der Beginn des Ersten Weltkriegs unendlich weit entfernt.

Seite 2: Die Sehnsucht der Deutschen, unschuldig zu sein Der Historiker Gerd Krumeich über die Rolle des Kaiserreichs im Juli 1914.

Seite 3: Bruderkrieg, 100 Jahre lang Stefan Reinecke über Gregor Gysi, die SPD und den 04.08.1914.

Seite 4: Der Völkermord am Rande Europas Jürgen Gottschlich über ethnische Säuberungen, ein Erbe des Ersten Weltkrieg.

Seite 5: Klassenkampf im Schützengraben Der Historiker Benjamin Ziemann über Geschichtspolitik in Großbritannien und Deutschland.

Seite 6: Krieg gegen Simulanten Barbara Dribbusch über den Beginn der Militärpsychiatrie im Ersten Weltkrieg.

Seite 7: „Der Feind ist beim Maschinengewehr ein anderer” Interview mit dem Kulturwissenschaftler Peter Berz über 08/15, das erste einheitliche MG des Deutschen Reiches.

Seite 8: „Die Frau soll heilen, lindern, versorgen” Interview mit der Historikerin Christa Hämmerle über Bilder von Männer und Frauen 1914-1918.

Seite 9: Eurokrise und 1914 – Wiederholt sich die Geschichte? Ulrike Hermann über die Unfähigkeit Deutschlands, sich seiner Macht bewusst zu sein.

Seite 10: Die gute, alte k-u.-k.-Zeit? Juri Durkot sucht Spuren des Ersten Weltkrieges im ukrainischen Lemberg.

Seite 11: Mehr als Geschichte Auf dem Balkan trennt die Erinnerung an das Attentat am 28.06.1914 in Sarajevo Serben und Bosnier. Erich Rathfelder/ Andrej Ivanji.

In Moskau entdeckt man einen vergessenen Krieg Klaus Helge Donath.

Seite 12: Das Buch, das meinem Großvater das Leben rettete Klaus Hillenbrand über Familiengeschichte.

Falsche Vorbilder Ulrike Winkelmann über die Bundeswehr und den Ersten Weltkrieg.

Es gibt, anders als bei den Massenmorde und Pogromen der Nationalsozialisten, keine lebenden Zeugen mehr, die von den Schlachten vor einhundert Jahren zu erzählen vermögen. Und mehr noch: Die Verbrechen unter Hitler haben auch dafür gesorgt, dass der Krieg 1914 bis 1918 in Deutschland in den Hintergrund getreten ist – ganz anders als in Frankreich oder Großbritannien, wo des „Großen Kriegs” umfangreich erinnert wird.

Das aber scheint sich zu ändern, wie der, für ein historisches Fachbuch, sensationell anmutende Erfolg von Christopher Clarks „Die Schlafwandler” andeutet. Tatsächlich haben wir mit diesem ersten hoch technisierten Krieg heute mehr gemein als uns bewusst ist. Dieser Krieg prägte Europas Geschichte im 20. Jahrhundert.

Ohne den Ersten hätte es kaum einen Zweiten Weltkrieg gegeben, keine Ost-West-Spaltung, keine zwei deutschen Staaten und vielleicht keine Europäische Union. Im Mittelpunkt unseres zwölfseitigen Dossiers steht weniger die Nachzeichnung historischer Ereignisse.

Die taz hat nach Verbindungslinien zwischen 1914 und 2014 gesucht und die seltsamsten Verknüpfungen gefunden. Wir berichten von einer vergessenen Grenze des Habsburger Reichs in der heutigen Ukraine, die wieder aktuell zu werden droht, vom Streit zwischen SPD und Linkspartei und die historische Deutungshoheit 100 Jahre nach der Spaltung der Arbeiterbewegung, von dem Maschinengewehr mit der Bezeichnung 08/15, mit dem heute Sparkassen werben.

Und vom Teebeutel, dessen Existenz wir der Versorgung der Frontsoldaten im Ersten Weltkrieg zu verdanken haben. Diese Beipiele zeigen: Der Krieg vor einhundert Jahren prägt manche Aspekte politischen Denkens bis heute ebenso wie unseren Alltag.

Klaus Hillenbrand & Stefan Reinecke