Skandale bei Biobetrieben: Neuer Chef für die Kontrolleure

Eine Ökokontrollstelle hat Betriebe zertifiziert, bei denen später Verstöße festgestellt wurden. Nun wechselt das Institut ihren Chef aus.

Sind diese Hennen „bio“? Bild: dpa

BERLIN taz | Nach mehreren Skandalen in der Biobranche wechselt die betroffene Ökokontrollstelle Institut für Marktökologie (IMO) den Geschäftsführer. Frank Rumpe werde am 1. April die Nachfolge von Peter Schaumberger antreten, teilte der Schweizer Zertifizierer mit, der mit mehr als 400 Beschäftigten zu den weltweit größten Biokontrollunternehmen zählt.

IMO hatte mehrere Betriebe zertifiziert, bei denen später Verstöße gegen die Bioverordnung oder das Tierwohl festgestellt wurden. So überprüften die Schweizer Ställe, in denen dann Tierrechtler Legehennen in sehr schlechtem Zustand filmten. Mehrere IMO-Betriebe werden auch von der Staatsanwaltschaft verdächtigt, pro Quadratmeter mehr Legehennen als erlaubt untergebracht zu haben. 2011 flog auf, dass ein türkisches Unternehmen mit IMO-Siegel massenhaft konventionelle Linsen als Bioware verkauft hatte.

IMO hatte allen diesen Betrieben bescheinigt, die Regeln der EU-Bioverordnung zu erfüllen. Deshalb konnten sie ihre Produkte mit dem Biosiegel vermarkten. Schon damals gab es in Medien und Biobranche herbe Kritik an dem Unternehmen.

„Mit den sogenannten Skandalen hat der Personalwechsel überhaupt nichts zu tun“, sagt die Präsidentin der Holding IMOgroup AG, Elisabeth Rüegg, der taz. Man habe sich in „beiderseitigem Einvernehmen“ getrennt. Gegen diese Version spricht vor allem eine Tatsache: Noch im Februar ernannte das IMO Schaumberger zum Co-Geschäftsführer der deutschen Niederlassung IMO GmbH. Es dürfte also danach zu einem Zerwürfnis gekommen sein. Ende Februar wurde der Skandal um die überbelegten Legehennenställe öffentlich.

Glaubwürdigkeit der Branche

Im Gespräch mit der taz wirkte Schaumberger damals hilflos. Er war zwar sofort bereit, über den Fall mit der Presse zu sprechen. Schaumberger versprach darzulegen, in welchem Umfang die IMO-Kontrolleure Überbelegungen festgestellt hatten – und wie sie darauf reagierten. Doch auch Tage später lieferte er diese Daten nicht. Ob Schaumberger nicht wollte oder ob er von anderer Seite im IMO gehindert wurde, blieb offen. Da er nur Co-Geschäftsführer war, war sein Einfluss begrenzt.

Die IMO-Mitteilung deutet zudem an, dass es Streit gegeben hat. „Nachdem viele Weichenstellungen gemeinsam gut gelungen sind, gingen die Auffassungen über die strategische Ausrichtung nicht immer überein“, wird Schaumberger zitiert. Und: „Die gesamte Branche steht vor wichtigen Weichenstellungen in Richtung Qualität und Glaubwürdigkeit“.

Schaumberger war von 1997 bis 2008 Geschäftsführer für den deutschen Ökoverband Demeter, dessen Mitglieder besonders hohe Biostandards etwa in der Tierhaltung erfüllen müssen. Im November 2010 übernahm er dann die Führung des Schweizer Mutterhauses. Sein Nachfolger Frank Rumpe war 2002 bis 2007 Geschäftsführer des Schweizer Zertifizierers bio.inspecta AG.

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