Schulinspektion: Öffentliche Noten für Schulen

Der Senat will die Prüfergebnisse aller Hamburger Schulen im Internet veröffentlichen. Grüne und Linke warnen vor einer Spaltung des Schulsystems.

Ständig Noten: Nun sollen die Noten, die die Schulen vom Senat bekommen, öffentlich gemacht werden. Bild: DPA

Der Plan ist höchst umstritten. Ab „Ende Mai, Anfang Juni“ will Schulsenator Thies Rabe (SPD) die Ergebnisse der regelmäßigen Schulinspektionen ins Internet stellen. Anhand 13 verschiedener Kriterien bewerten die Inspektoren die Unterrichtsqualität aller Schulen. Dass seine Initiative für mehr Transparenz, „dazu führt, das die 13.000 Schüler eines Jahrgangs dann nur noch an den drei bestbewerteten Schulen angemeldet werden“, kann Rabe sich „nicht vorstellen“.

Die Fraktionschefin der Linken, Dora Heyenn (Linke), warnt hingegen vor „einem Ranking unter Hamburgs Schulen“, das „die Spaltung der Schullandschaft noch einmal kräftig verstärken“ würde. Und auch Stefanie von Berg (Grüne) warnt: „Die Gefahr einer Stigmatisierung einzelner Schulen kann nicht ausgeschlossen werden.“

Die vierstufige Skala soll bewusst polarisieren. Es gibt keine mittlere, sondern nur zwei gute (stark – eher stark) und zwei schlechte (schwach – eher schwach) Bewertungsmöglichkeiten. Zwar soll auch ein Kommentar der Schulleitungen zusammen mit dem Test veröffentlicht werden, doch der könnte zum Fallstrick werden: Widersprechen die DirektorInnen einer Negativ-Bewertung der Schulinspektion, gelten sie als Problemverkleisterer, stimmen sie zu, müssen sie ihre eigene Schule schlecht reden.

Insgesamt 74 Schulen wurden im Schuljahr 2010/2011 von den Schulinspektoren besucht: 32 Grundschulen, 17 Gymnasien, 15 Stadtteil- und Gesamtschulen, sechs berufsbildende und vier Sonderschulen.

Die Unterrichtsqualität lag bei den inspizierten Schulen im Durchschnitt leicht über den Erwartungen, doch in allen Schulformen gab es sehr guten, aber auch besonders schlechten Unterricht.

In den Grundschulen wurde der im Mittel beste Unterricht erteilt, danach folgen die berufsbildenden Schulen. Alle Schulformen liegen hier ganz eng zusammen, am schlechtesten schnitten Gymnasien und Stadtteilschulen ab.

Linke und Grüne stellen zudem die Frage, wie aussagekräftig der Inspektionsbericht ist. Denn wichtige Fakten, wie etwa die Häufigkeit des Unterrichtsausfalls oder die Qualität der Ausstattung bildet er nicht ab. Und selbst Rabe betont: „Die Unterrichtsqualität schwankt weniger zwischen den Schulformen oder einzelnen Schulen, sondern zwischen den Klassenzimmern einer Schule. In einer Klasse ist der Unterricht hervorragend, in der Nachbarklasse extrem schlecht.“ Ob guter oder schlechter Unterricht stattfinde, so habe die Schulinspektion wissenschaftlich belegt, sei zu 93 Prozent von der Lehrkraft abhängig.

Für Rabe ein Argument dafür, dass Glaubenskriege um Stadtteilschule oder Gymnasium, um kürzeres oder längeres gemeinsames Lernen und die Frage, ob Gymnasien in acht oder neun Schuljahren zum Abi führen, „den Kern nicht treffen“. Statt über Schulstrukturen zu debattieren, gehe es darum, „schlechte Lehrer besser zu machen“. Dabei setzt Rabe auf individuelle aber auch kollektive Fortbildungen ganzer Kollegien, mehr Teamarbeit und gegenseitige Hospitationen der LehrerInnen, um sich gegenseitig mal auf die Finger zu schauen und Tipps zu geben.

„Alles gute Ideen“, findet Dora Heyenn, befürchtet aber eine erneute Mehrbelastung der Lehrenden, wenn diese „wieder zusätzlich zum Arbeitszeitmodell“ umgesetzt würden. Von Berg hingegen sieht darin, dass ReferendarInnen „immer mehr unterrichten müssen, während ihr Ausbildungsangebot zusammengestrichen wird“, eine von der Schulbehörde zu verantwortende Ursache für miese Unterrichtsqualität.

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