Russischer Internetsender in der Kritik: Falsche Frage gestellt

Das Netzfernsehen „Doschd“ stellte eine Publikumsfrage zur Belagerung Leningrads. Der Kreml prüft nun, wie er den kritischen Sender loswerden kann.

Regen („Doschd“) in Moskau. Bild: dpa

ST. PETERSBURG dpa | Nach einer „empörenden“ Umfrage zum Zweiten Weltkrieg hat die russische Justiz den kremlkritischen Internetsender Doschd ins Visier genommen. Die Staatsanwaltschaft in St. Petersburg will nach eigenen Angaben vom Donnerstag mit einer Untersuchung klären, „ob der Kanal alle Grenzen der Zulässigkeit überschritten hat“. Zuvor hatte der Kreml den Sender kritisiert, Kabelbetreiber nahmen den Sender aus ihrem Netz.

Nach Ansicht von Kommentatoren will die Führung in Moskau den Vorfall nutzen, um einen wichtigen Kritiker kaltzustellen. Doschd (Russisch für Regen) hatte immer wieder über Wahlfälschungen berichtet und Kremlkritiker zu Wort kommen lassen.

In der Erhebung hatte Doschd gefragt, ob die Sowjetführung mit einer kampflosen Übergabe von Leningrad – dem heutigen St. Petersburg – an deutsche Truppen im Zweiten Weltkrieg nicht Hunderttausende Leben hätte retten können. Der Sender hatte sich nach Kritik von Veteranen für die Umfrage entschuldigt.

Am 27. Januar 1944 hatten Sowjettruppen die letzten deutschen Soldaten aus der Stellung um Leningrad – der Geburtsstadt von Kremlchef Wladimir Putin – vertrieben. Bei der rund 900 Tage langen Blockade der Stadt waren mehr als eine Million Menschen ums Leben gekommen.

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