Regenerativer Energie-Projektierer: Juwi steht vor Übernahme

Der Mannheimer Energiekonzern MVV will offenbar die Mehrheit am angeschlagenen Ökostrompionier Juwi übernehmen.

Voller Hoffnung vor der Inbetriebnahme: 2009 baute Juwi bei Leipzig das größte PV-Kraftwerk der Welt Bild: dpa

FREIBURG taz | Der angeschlagene Solar- und Windkraft-Projektierer Juwi wird laut einem Zeitungsbericht in Zukunft mehrheitlich zur Mannheimer MVV Energie AG gehören. Wie das Handelsblatt unter Berufung auf Branchenkreise schreibt, kauft sich MVV bei Deutschlands zweitgrößtem Windparkbauer ein und investiert dafür mehr als 100 Millionen Euro.

Dass die beiden Unternehmen in Verhandlungen sind, ist seit einigen Wochen bekannt. Ursprünglich war nur von einer Minderheitsbeteiligung die Rede, doch offenbar ist die Geldnot bei Juwi inzwischen so groß, dass die Gründer und Vorstände Fred Jung und Matthias Willenbacher nicht mehr umhinkommen, die Mehrheit aus der Hand zu geben. Juwi äußert sich zum Stand der Verhandlungen nicht. Ein Sprecher sagte am Mittwoch lediglich, es gebe „fortgeschrittene Gespräche mit Investoren“. Auch MVV gab auf Anfrage keine Erklärung ab.

Juwi war 1996 als Zweimannfirma gegründet worden und wuchs binnen anderthalb Jahrzehnten zu einem Unternehmen mit 1.800 Mitarbeitern heran. Bis heute installierte das Unternehmen 1.500 Megawatt Windkraft und 1.350 Megawatt Photovoltaik. Im Jahr 2012 lag der Umsatz bei rund einer Milliarde Euro. Im Jahr darauf erfolgte der Einbruch: Das Geschäftsvolumen schrumpfte um 30 Prozent, es entstanden Verluste in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe, die Entlassung von Hunderten von Mitarbeitern wurde nötig.

MVV kann sich Einkaufstour leisten

Dem MVV-Konzern passt Juwi zweifellos ins Konzept. Das Unternehmen, das aus den Mannheimer Stadtwerken hervorging und noch heute mehrheitlich der Stadt gehört, spielte in der deutschen Stromwirtschaft seit der Jahrtausendwende eine ganz eigene Rolle. Im März 1999 ging es als bundesweit erster kommunaler Versorger an die Börse und nutzte das dadurch eingesammelte Kapital unmittelbar zum Einstieg in die Wind-, Solar- und Bioenergie.

Während die vier großen deutschen Energiekonzerne stets über ihre schlechte Kapitalsituation aufgrund der ruinös niedrigen Erlöse aus der fossilen Stromerzeugung klagen, kann MVV munter auf Einkaufstour gehen. Erst kürzlich hatten die Mannheimer den strauchelnden Windpark-Projektierer Windwärts aus Hannover komplett übernommen. „Wir haben drei Milliarden Euro für ein Investitionsprogramm verfügbar, das von 2010 bis 2020 läuft“, erklärt ein Unternehmenssprecher, „davon sind bislang erst gut zwei Milliarden ausgegeben.“

Zwar leidet auch MVV unter dem Preisverfall im Stromgroßhandel, zum Beispiel aufgrund seiner Beteiligung am Großkraftwerk Mannheim. Doch von solchen Entwicklungen gibt sich das Unternehmen ungerührt: „Wir sind so breit aufgestellt, dass wir Rückgänge in einem Geschäftsfeld an anderer Stelle auffangen können.“ Längst kommt dem Versorger zugute, dass er das Geschäftsfeld der Erneuerbaren früher als andere erkannt hat. 174 Megawatt Windkraft hat er aktuell am Netz – mit Juwi werden es noch deutlich mehr.

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