Raumfrachter in den USA explodiert: Cygnus schafft sechs Sekunden

Rückschlag für das private US-Raumfahrtprogramm: Kurz nach dem Start des Frachters Cygnus explodiert die Rakete. Die Kapsel hätte Ausrüstung zur ISS bringen sollen.

Millionen Dollar verbrannt: die Explosion des Raumfrachters Cygnus. Bild: ap

WASHINGTON ap | Kurz nach dem Start zur Internationalen Raumstation ISS ist eine Rakete mit dem unbemannten privaten Raumfrachter Cygnus explodiert. Niemand wurde am Boden verletzt, wie die Firma Orbital Sciences mitteilte. Es war das erste derartige Desaster beim von externen Dienstleistern getragenen Raumfahrtprogramm der Nasa. Eine Untersuchung soll nun die Unfallursache klären.

Die ISS-Besatzung, zu der auch der deutsche Astronaut Alexander Gerst gehört, wurde über den Vorfall informiert. Den Angaben zufolge hob die unbemannte Kapsel am Dienstagabend zunächst wie geplant vom Startplatz auf Wallops Island im US-Staat Virginia ab, stürzte jedoch nach der Detonation der Rakete nach nur sechs Sekunden ab. Flammen schossen in den Abendhimmel, Trümmer fielen herab.

Sämtliche Personen an der Startrampe seien jedoch wohlauf, teilte Orbital Sciences weiter mit. Schäden waren demnach offenbar nur auf die Einrichtung begrenzt. Alle Ingenieure und Techniker an den Bedienungspulten wurden vom Kontrollzentrum von Orbital Sciences angehalten, für Ermittlungen zur Unglücksursache die Daten zu sichern. „Wir werden in Erfahrung bringen, was passiert ist – und zwar hoffentlich bald – und die Dinge wieder auf Spur bringen“, sagte der Vizepräsident von Orbital, Frank Culbertson, in einer Ansprache an sein Team.

Er rief die Mitarbeiter zudem auf, nicht mit den Medien zu sprechen und von internen Spekulationen zur Unfallursache abzusehen. Der Raumfrachter sollte 2.267 Kilogramm schwere Ausrüstung und Instrumente für Experimente zu den sechs Astronauten an Bord der ISS bringen. Vor allem die an den Experimenten an Bord von Cygnus beteiligten Wissenschafter und Schüler dürften am Boden zerstört sein: Bei rund einem Drittel der Gegenstände in der Kapsel handelte es sich um Forschungsgegenstände, darunter ein Meteorendetektor und 21 Mini-Satelliten. Zudem gingen wohl zahlreiche von Schulkindern konzipierte Experimente in Flammen auf.

Es wäre der vierte Versorgungsflug von Cygnus gewesen. Der erste Frachter war vor mehr als einem Jahr ins All aufgebrochen. Nasa-Sprecher Rob Navias entkräftete die Sorge vor Engpässen für die ISS-Astronauten infolge der gescheiterten Mission. Es gebe nichts, was die Crew derzeit dringend benötige, sagte er. In der Tat wollte die russische Weltraumbehörde noch am Mittwoch einen eigenen Versorgungsflug auf den Weg bringen.

Neben Orbital bezahlt die Nasa auch dem Konzern SpaceX Milliarden für die Lieferung von Nachschub zur ISS. Bis Dienstag waren alle diese Missionen nahezu reibungslos verlaufen. Schon im Jahr 2017 sollen die Unternehmen SpaceX und Boeing damit beginnen, US-Astronauten zur ISS zu bringen. Der jüngste Rückschlag in Virginia dürfe in Washington für Kritik an der zunehmenden Abhängigkeit der Nasa von externen Firmen sorgen. Präsident Barack Obama hatte sich für das private Raumfahrtprogramm stark gemacht.

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