Prozess um die Bank Sal. Oppenheim: Milde für den Geldadel

Einer der Ex-Bankmanager der Sal. Oppenheim muss ins Gefängnis, die anderen kommen mit Bewährung und Geldstrafen davon.

Friedrich Carl Janssen

Soll in den Knast: Friedrich Carl Janssen, Ex-Manager der Privatbank Foto: dpa

BERLIN taz | Früher war die Bank Sal. Oppenheim eine der feinsten Adressen Kölns: Besucher warteten unter Picassos Torero-Zyklus und bekamen die Milch zum Kaffee im Silberkännchen serviert. Mit dem altehrwürdigen Nimbus ist es jetzt endgültig vorbei. Am Donnerstag hat das Landgericht Köln vier ehemalige Manager der einstigen Privatbank zu Haftstrafen verurteilt. Drei haben eine Bewährungsstrafe erhalten. Der ebenfalls angeklagte Vermögensverwalter Josef Esch kommt mit einer Geldstrafe von 495.000 Euro davon.

Damit geht einer der spektakulärsten Wirtschaftsprozesse der vergangenen Jahre zu Ende. Im Mittelpunkt standen Immobiliengeschäfte in Frankfurt und Kredite an den seinerzeit schon angeschlagenen und inzwischen pleitegegangenen Kaufhauskonzern Arcandor.

Das Institut hatte sich laut Staatsanwaltschaft an Arcandor beteiligt, weil es für gemeinsame Fondsgeschäfte mit dem Vermögensverwalter Esch an wertvolle Karstadt-Immobilien kommen wollte. Ohne für ausreichende Sicherheiten zu sorgen, gab Sal. Oppenheim Arcandor Kredite in zweistelliger Millionenhöhe.

Vorher hatte die Bank der Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz einen Kredit gegeben, damit sie ihre Beteiligung an Arcandor mit einem dreistelligen Millionenbetrag erhöht.

„Gemeinschaftlich begangene Untreue“

Die Pleite des Kaufhauskonzerns traf die Bank hart. Der Schaden von mehr als 100 Millionen Euro, der Sal. Oppenheim entstand, war auch für die seinerzeit größte europäischen Privatbank nicht zu schultern. Sie wurde 2010 von der Deutschen Bank geschluckt.

Die beiden Verurteilten, Matthias Graf von Krockow und Christopher von Oppenheim, gehören zur Bankdynastie. Sie kamen mit Bewährungsstrafen davon. Das gilt auch für den nicht aus der Familie stammenden Dieter Pfundt. Der für das Risikomanagement zuständige, von außen geholte Friedrich Carl Janssen soll für zwei Jahre und zehn Monate ins Gefängnis. Revision ist aber noch zulässig.

Richterin Sabine Grobecker sah den Vorwurf der „gemeinschaftlich begangenen Untreue in besonders schwerem Fall“ als erwiesen an. Die Staatsanwaltschaft hatte allerdings höhere Freiheitsstrafen gefordert.

Zuschauer im Gerichtssaal fanden das Urteil zu milde. Während der Verkündung brach im Publikum Unruhe aus. „Das gibt’s doch nicht“, rief eine Zuschauerin. Als die Geldstrafe für Esch verkündet wurde, brachen etliche Beobachter in Gelächter aus. Er wurde wegen fahrlässigen unerlaubten Betreibens von Bankgeschäften verurteilt. Esch gilt als cleverer Strippenzieher. Er hat lange gemeinsam mit der Bank Immobilienfonds für Millionäre und Milliardäre aufgelegt. (mit dpa)

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.