Protestparty gegen Morrissey: Manchester missfällt Mozzas Mäkelei

Der Ex-The-Smiths-Sänger hat seine Fans mit rassistischen Tiraden enttäuscht. Die haben sich für sein Konzert in Manchester was Spezielles ausgedacht.

Morrissey auf der Bühne - er fasst sich an die Stirn

Irgendwie kommt er in Manchester bei einigen nicht mehr so gut an – Morrissey Foto: ap

Morrissey hat viele Fans – vor allem aber hat er viele von ihm enttäusche Fans. Die lieben eigentlich sein musikalisches Schaffen, verübeln ihm aber seine politischen Äußerungen, die seit Jahren einen rassistischen und rechtsextremen Drall aufweisen.

Erst Anfang Juni kritisierte der ehemalige Sänger der legendären Achtziger-Jahre-Band The Smiths („Meat is Murder“, „This Charming Man“) die „schockierende Behandlung“ Tommy Robinsons, des Führers der rechtsextremen English Defence League. Robinson war da gerade zu 13 Monaten Haft verurteilt worden – wegen Störung des öffentlichen Friedens. Er hatte unerlaubt in einem Gerichtssaal Filmaufnahmen gemacht. Morrissey wiederholte bei der Gelegenheit zudem seine Sympathiebekundung für die Partei For Britain der rechtsextremen Politikerin Anne Marie Waters, einer ehemaligen, erfolglosen Anwärterin auf das Amt des Ukip-Parteichefs.

Morrisseys immer stärker zutage tretende Sympathie für Politiker des rechten Spektrums korreliert mit den unverhohlen rassistischen Ansichten, die er in regelmäßigen Abständen in die Öffentlichkeit posaunt. Erst im April hatte er behauptet, dass Halal-Metzger eine Zertifikation benötigten, „die ihnen nur Unterstützer von Isis geben können“. Obwohl Morrissey schon Chinesen als „Untermenschen“ titulierte und insgesamt die britische Identität durch Immigration gefährdet sieht, streitet er selbst vehement ab, ein Rasssist zu sein.

In seiner Heimatstadt Manchester wollen ihm nun die enttäuschten Fans dieses Verhalten nicht mehr unkommentiert durchgehen lassen. Sie planen, dort eine antirassistische Party zu feiern – genau dann, wenn „Mozza“ ein Konzert geben wird. Damit wollen sie öffentlich vor allem gegen Morrisseys Unterstützung für Tommy Robinson protestieren.

Der Entertainer wird am 7. und 8. Juli in der Castlefield Bowl, einer Freiluftarena, auftreten. Nur wenige hundert Meter davon entfernt steigt am 8. Juli die Protestparty in der Revolution Bar, unter dem Titel „One Nation Under A Groove“. Sie soll bis Mitternacht andauern. Der Eintritt wird kostenlos sein und die Organisatoren erklärten, auch Noch-Nicht-Enttäuschte-Morrissey-Fans seien in der Revolution Bar vor oder nach dem Konzert ihres Idols herzlich willkommen.

Ex-Haçienda-DJ Dave Haslam in Aktion

Hinter dieser Veranstaltung steht niemand Geringeres als Dave Haslam. Er war einer bekanntesten Residence-DJs des Clubs The Haçienda. Der Club galt als Hochburg von Acid-House und Rave Music in den späten achtziger und frühen neunziger Jahren.

„Manchester ist unsere Heimat. Es ist eine Stadt, die dank Immigration großgeworden ist, eine Stadt mit einem großartigen Erbe an großen Bands und tollen Clubs“, sagte Haslam der Presse. „Musik bringt die Menschen zusammen. Fremde werden Brüder und Schwestern. All diese Positivität verbreitet sich in der Stadt und darüberhinaus.“ Morrissey dagegen, so Haslam, habe „seit 30 Jahren nicht mehr in der Stadt gelebt. Er residiert im Steuerexil im Ausland und hat sich nun den diversen rechten Politikern, Steuerflüchtlingen, der Boulevardpresse und den medialen Hassschleudern angeschlossen, die versuchen, unser Gemeinwesen zu spalten.“

Dave Haslam, DJ

„Er residiert im Steuerexil im Ausland und hat sich nun den diversen rechten Politikern, Steuerflüchtlingen, der Boulevardpresse und den medialen Hassschleudern angeschlossen, die versuchen, unser Gemeinwesen zu spalten“

Gegen Morrisseys Auslassungen ließe sich eine Menge einwenden, betont Haslam. Er habe aber entschieden, gegen den Hass eine Gratisparty zu schmeißen. Mehr als ein Dutzend prominenter DJs Reggae, Funk, Soul und Disco werden auflegen. Spenden sollen an die Organisation Love Music Hate Racism gehen.

Dass Morrissey an den Ort, an dem seine Karriere begann, womöglich als verlorener, aber nicht besonders willkommener Sohn zurückkehrt, illustrieren auch Äußerungen seines einst engsten Musikerkollegen aus Anfangstagen. Johnny Marr, führerer Smiths-Gitarrist und eingefleischter Mancunian, erklärte in einer Sendung im britischen TV-Kanal Channel 4 am Montag: „Ich verspüre keinerlei Notwendigkeit jemandem beizustehen, mit dessen Aussagen ich nicht übereinstimme.“

In den vergangenen Jahren geisterte immer wieder das Gerücht von einer Reunion der 1987 aufgelösten Band The Smiths durch die Medien. Nach den jüngsten Sticheleien Marrs ist wohl endgültig klar, dass mit einer Wiedervereinigung der Originalbesetzung in Zukunft nicht mehr zu rechnen ist. Fragt sich nur, wer von den beiden ehemaligen Smiths-Masterminds am Ende bei der antirassistischen Gratisparty als Überraschungsgast auftauchen könnte: Marr aus Solidarität mit den Veranstaltern oder Morrissey, weil er noch für jede Provokation zu haben ist.

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