Protest gegen Sparpolitik in Spanien: Sturz der Regierung abgesagt
Spanische Demonstranten wollten aus Protest gegen die Sparpolitik der Regierung das Parlament belagern. Die Aktion fand jedoch kaum Rückhalt in der Bevölkerung.
MADRID dpa | Eine geplante Protestaktion gegen die Sparpolitik der spanischen Regierung ist kläglich gescheitert. Die Veranstalter brachen in der Nacht zum Freitag in Madrid eine angekündigte „Belagerung des Parlaments“ vorzeitig ab, nachdem weitaus weniger Demonstranten dem Aufruf gefolgt waren als erwartet. Die Polizei bezifferte die Zahl der Teilnehmer an der nicht angemeldeten Protestaktion auf knapp 2.000.
Bei der Kundgebung kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. 15 mutmaßliche Randalierer wurden festgenommen. Nach Angaben der Rettungsdienste wurden 29 Menschen leicht verletzt, darunter 13 Polizisten.
Demonstranten hatten Absperrgitter am Parlament umgestoßen und die Beamten mit Steinen, Böllern, Flaschen und anderen Objekten beworfen.
Zu den Protesten hatten weitgehend unbekannte Gruppen über die sozialen Netzwerke aufgerufen. Sie wollten das Parlament so lange belagern, bis die der konservative Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy gestürzt sei. Die Veranstalter räumten in der Nacht ein, dass eine Fortsetzung der Aktion keinen Sinn mache.
Die Protestaktion war von keiner politischen Partei unterstützt worden. Die Polizei hatte aufgrund befürchteter Gewaltakte das Parlament hermetisch abgeriegelt und 1.400 Beamte aufgeboten. Die Arbeit der Abgeordneten wurde durch den Protest nicht beeinträchtigt, da ohnehin keine Sitzungen vorgesehen waren.
Leser*innenkommentare
Neusprech-Deutsch
Gast
Übersetzung Neusprech-Deutsch:
Spanische Linksextremisten wollten aus Protest gegen die Sparpolitik der Regierung das Parlament belagern. Die Aktion fand jedoch kaum Rückhalt in der Bevölkerung.
Christine Wittenburg
Gast
Noch ein Nachtrag zu meinem vorherigen Kommentar. 1. In Spanien gibt es einen gesetzlichen Mindestlohn, der - wie ich rechts auf dem Bildschirm sehe - von der "Linken" eingefordert wird. 2. es gibt keine Minijobs. Dumm, nicht? Sonst hätten wir das Ding auch hier in Spanien gewuppt. 3. Es gibt schon lange kaum mehr unbefristete Anstellungen. 4. Es gibt keine Zeitarbeitsfirmen - wozu auch. 5. Jeder hat hier Zeit für einen kurzen Schnack. Ein kurzes Gespräch, wollte ich sagen. Bei meinen Telefonanrufen nach Deutschland habe ich feststellen müssen, dass meine Freunde selbst an ihrem Geburtstag keine Zeit mehr haben, ein bißchen mit mir zu reden. 6. ich hoffe inständig, dass Spanien aus dem Euro und allen weiteren von Deutschland initierten Vereinen aussteigt, besser Gestern als Morgen.
Christine Wittenburg
Gast
Ich lebe in Spanien, und ich glaube, dass die meisten Menschen hier eingesehen haben, dass eine Belagerung des Parlaments wohl kaum die Wurzeln des Übels ausreissen würde. Auch massive Wahlverweigerung wird dies Parlament (in der direkten Übersetzung: Schwatzbude) nicht beiseite schaffen, und wozu auch? Der Artikel, so wie er da oben über meinem Kommentar steht, belegt nur den treudoofen Glauben der taz-Redakteure in Parlamente - als ob das die Akteure seien. Hier glaubt fast niemand mehr an sowas. Wir hier wissen, dass Spanien nur der siebt-verschuldeste Staat Europas ist - Deutschland steht da an vierter Stelle. Das deutsche Sozialsystem (unter anderem) wird durch die Ausblutung des spanischen Sozialsystems (+Italien, Griechenland, Portugal, etc) finanziert. Lesen Sie bitte die FAZ vom 18.04. Übrigens ein sehr informatives Blatt.