Protest gegen Patriot-Abwehrsysteme: Hier wird der nächste Krieg vorbereitet

Seit Sonntag werden die Waffensysteme für die Türkei nach Travemünde verlegt. Am Dienstag sollen sie verschifft werden. Eine Friedensinitiative protestiert dagegen.

Verlegung der Waffensysteme: Rollende Raketen. Bild: dpa

ROSTOCK/TRAVEMÜNDE epd | Das „Rostocker Friedensbündnis“ hat gegen die Verlegung deutscher „Patriot“-Abwehrsysteme in die Türkei protestiert. In einem am Sonntag verbreiteten offenen Brief appellierte das Bündnis an die Hafenarbeiter in Lübeck-Travemünde, die Raketen und ihre Anlagen nicht zu verladen. Hier werde „der nächste Krieg“ vorbereitet, hieß es.

Nach Angaben der Bundeswehr hat die Verlegung der Waffensysteme aus Sanitz östlich von Rostock und Bad Sülze am Sonntag begonnen. Das Material soll an diesem Dienstag in Lübeck-Travemünde eingeschifft werden. Die eigens gecharterte „Suecia Seaways“ der dänischen Reederei DFDS soll mit rund 300 Militärfahrzeugen und 130 Containern an Bord voraussichtlich am 21. Januar den türkischen Hafen Iskenderun erreichen. Der Einsatz war vor gut drei Wochen vom Deutschen Bundestag beschlossen worden.

„Hochexplosive Transporte“ seien dieser Tage zwischen Bad Sülze, Sanitz und Travemünde unterwegs, kritisiert das Rostocker Bündnis. Zwei „Patriot“-Staffeln mit etwa 170 Soldaten aus Mecklenburg-Vorpommern würden in den Krieg ziehen.

Insgesamt gehören 350 Soldaten zum deutschen Kontingent. Sie sollen gemeinsam mit Raketenabwehrspezialisten aus den USA und den Niederlanden den Nato-Partner Türkei vor Angriffen aus dem Bürgerkriegsland Syrien schützen. Es sei „nicht bekannt, wann und wie dieser Einsatz endet“, erklärte das Friedensbündnis.

Bündnis zweifelt an Sinn der Partriot-Systeme für die Türkei

Mecklenburg-Vorpommern sei das Bundesland mit der höchsten Militärdichte und den „Standorten für die modernsten und aggressivsten Waffensysteme in Deutschland“, hieß es weiter. Von hier aus werde „immer wieder Krieg ausgehen, wenn die Beteiligten nicht dazu beitragen, ihn zu stoppen“. Dazu gehöre auch, dass die Einwohner der benachbarten Orte den Kriegsplanungen in den Kasernen ihre moralische Unterstützung verweigern.

Das Bündnis bezweifelt, dass die „Patriot“-Systeme in der Türkei einen Sinn haben. Bislang hätten lediglich einige Granateneinschläge türkische Grenzorte getroffen. Gegen Granaten aber seien Flugabwehrraketen nicht einsetzbar, sie würden demnach „zur Bedrohung“ aufgestellt.

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