Polizeiskandal in Missbrauchsfall: Massive Fehler der Beamten in Lügde

Monatelang hatte die Polizei Beweismittel gegen einen mutmaßlichen Gewalttäter übersehen.Die SPD fordert den Rücktritt des Innenministers.

Porträt Herbert Reul mit einer großen Uhr

Die Uhr tickt für Inneminister Reul (CDU) Foto: dpa

BOCHUM taz | Im Polizeiskandal um sexuellen Missbrauch auf einem Campingplatz in Lügde gerät Nordrhein-Westfalens CDU-Innenminister Herbert Reul immer mehr unter Druck. Neue Details zeigen, wie nachlässig Reuls Beamte auch nach Verhaftung des Hauptbeschuldigten im Dezember gearbeitet haben: Beim Abbruch der Behausung von Andreas V. tauchte neues Beweismaterial auf.

Die Polizei hatte vier Monate lang einen Geräteverschlag des 56-Jährigen übersehen. „Festgestellt“ worden sei das erst am Montag, obwohl der Schuppen „nur wenige Meter von der bekannten Parzelle des Hauptbeschuldigten entfernt“ lag. Dabei könnten auch Beweise vernichtet worden sein, berichten WDR, NDR und SZ: Die Hütte sei bereits Tage zuvor entrümpelt worden. Dabei seien mehrere Kisten Material in Abrisscontainern gelandet, die danach offenbar zu einer Müllverbrennungsanlage gefahren wurden.

Andreas V. wird vorgeworfen, mindestens 40 Kinder über Jahre sexuell missbraucht und dabei gefilmt zu haben. Erste Hinweise gab es bereits 2002 – doch bis zur Verhaftung vergingen 17 Jahre. Im Februar musste Minister Reul einräumen, dass 155 DVDs mit Beweisen aus Räumen der Polizei verschwunden sind.

Letzte Woche waren bei Abrissarbeiten eine CD und zwei Disketten im Holzboden des Campingwagens von Andreas V. entdeckt worden, die bei diversen Durchsuchungen übersehen worden waren. Reul hatte dagegen im Februar versprochen, auf dem Campingplatz werde „jeder Stein umgedreht“ und notfalls „geröntgt“. Die SPD fordert deshalb Reuls Rücktritt.

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