Politischer Umsturz in Burkina Faso: Übergang im Rahmen der Verfassung angestrebt

Politische und zivile Kräfte beginnen eine Suche nach einem Ausweg aus der Krise. Von der zivilen Opposition liegt ein Vorschlag auf dem Tisch.

Alltag in der Krise: Markt in Ouagadougou. Bild: ap

BERLIN taz | Nach der Machtergreifung des Militärs in Burkina Faso soll ein Großeinsatz internationaler und nationaler Vermittler für ein Ende der Krise sorgen. Die Präsidenten von Nigeria und Ghana sowie der zum Sondervermittler der Afrikanischen Union (AU) ernannte Expremier von Togo, Edem Kodjo, werden am Mittwoch in Burkinas Hauptstadt Ouagadougou erwartet. Sie sollen Gespräche mit dem neuen Militärmachthaber Issac Zida sowie zivilen Politikern führen.

Am Montagabend hatte die AU-Kommission der Militärregierung eine Frist von zwei Wochen gesetzt, um die Macht an eine zivile Übergangsregierung zu übertragen. Ähnliche Forderungen kamen von der EU und den USA. Zuvor hatte Oberstleutnant Zida – der Exvizekommandeur der Präsidialgarde, der sich am Samstag zum Präsidenten erklärt hatte – das selbst versprochen.

Bei einem Treffen mit Diplomaten erklärte Zida, die Regierungsgewalt werde „so bald wie möglich“ an ein „Übergangsorgan“ übertragen. Dieses solle „eine konsensfähige Persönlichkeit“ führen, die „von allen Akteuren des nationalen Lebens bestimmt“ werden müsse.

Zida gab damit ein Zeichen der Versöhnung ab, nachdem er am Sonntag noch durch ein eher rabiates Vorgehen Ängste vor neuen Konfrontationen genährt hatte. Bei der Räumung des besetzten Staatsfernsehens durch Sicherheitskräfte war am Sonntag ein Demonstrant vor dem Gebäude getötet worden. Später hatte das Militär auch noch den von Tausenden Anti-Compaoré-Demonstranten besetzten „Platz der Revolution“ im Stadtzentrum geräumt. Am Montag kehrte wieder normales Leben auf den Straßen ein, berichteten lokale Medien.

„Übergangscharta“

Am Dienstag begann Zida eine Reihe von Treffen mit politischen und gesellschaftlichen Persönlichkeiten, um das weitere Vorgehen zu klären. Von der zivilen Opposition liegt ein Vorschlag auf dem Tisch: Demnach soll das Verfassungsgericht zusammentreten, um förmlich die Vakanz des Amts des Staatspräsidenten festzustellen.

Letzteres hatte Compaoré am Freitag selbst getan, was verfassungsmäßig eigentlich nicht geht. Dann soll das Gericht die politischen Kräfte des Landes bitten, sich auf einen Übergangspräsidenten zu verständigen. Parallel dazu müsse gemeinsam mit dem Militär eine „Übergangscharta“ ausgearbeitet werden, die einen Fahrplan zur Rückkehr zur Demokratie festlegt.

Expräsident Compaorés Regierungspartei CDP (Kongress für Demokratie und Fortschritt) erklärte sich ihrerseits bereit, „mit den Übergangsautoritäten und allen Patrioten, die an den Rechtsstaat glauben, zusammenzuarbeiten“. Alle Seiten sind sich offenbar einig, dass die Nach-Compaoré-Ära innerhalb des Rahmens der Verfassung erfolgen muss, zu deren Rettung ja die Opposition vergangene Woche auf die Straße gegangen war.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.