Physik-Nobelpreis für Laserwerkzeuge: Nach den Atomen greifen

Drei Wissenschaftler werden für ihre Forschung geehrt, die neue Präzisionsinstrumente in der Medizin möglich macht. Zum dritten Mal geht der Preis auch an eine Frau.

Eine Medaille mit dem Konterfei von Alfred Nobel

Pinzetten ermöglichen es mithilfe von Laserstrahlen, unter anderem Partikel zu erfassen Foto: dpa

STOCKHOLM afp | Drei Wissenschaftler aus dem Bereich der Laserforschung teilen sich den diesjährigen Physik-Nobelpreis: Der US-Wissenschaftler Arthur Ashkin, der französische Forscher Gérard Mourou sowie ihre kanadische Kollegin Donna Strickland werden für ihre bahnbrechenden Erfindungen ausgezeichnet, wie die Königliche Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Stockholm mitteilte. Strickland ist die dritte Frau, die den Physik-Nobelpreis erhält.

Ashkin wurde dem Nobel-Komitee zufolge die eine Hälfte des mit insgesamt neun Millionen schwedischen Kronen (870.000 Euro) dotierten Preises zugesprochen. Die andere Hälfte teilen sich demnach Mourou und Strickland.

Die Erfindungen der drei Physiker hätten die Entwicklung neuartiger Präzisionsinstrumente in der Medizin und der Industrie ermöglicht, begründete das Komitee seine Entscheidung.

Der 96-jährige Ashkin wurde dem Nobel-Komitee zufolge für die Erfindung „optischer Pinzetten“ ausgezeichnet. Die Pinzetten ermöglichen es mithilfe von Laserstrahlen, unter anderem Partikel, Atome und Viren zu erfassen. Die Erfindung habe es Ashkin ermöglicht, mithilfe des Strahlungsdrucks von Licht physische Gegenstände zu bewegen – „ein alter Traum von Science-Fiction“. Ashkin ist der bislang älteste Preisträger in allen Nobel-Kategorien.

Der 74 Jahre alte Mourou und die 59-jährige Kanadierin Strickland entwickelten dem Komitee zufolge gemeinsam eine Methode, um extrem kurze optische Impulse zu generieren. Es handle sich dabei um die „kürzesten und intensivsten Laserimpulse, die jemals von Menschen geschaffen wurden“. Die Technik werde heute etwa bei Augenoperationen eingesetzt; Millionen Patienten mit Kurzsichtigkeit und grauem Star sei die Entdeckung zugute gekommen.

„Wir müssen weibliche Physiker feiern“

Strickland zeigte sich kurz nach der Bekanntgabe bewegt von der Auszeichnung. „Wir müssen weibliche Physiker feiern, weil es sie da draußen gibt“, sagte sie. Die Professorin der University of Rochester in den USA ist nach Marie Curie (1903) und der Deutsch-Amerikanerin Maria Goeppert-Mayer (1963) erst die dritte Frau, die den erstmals 1901 ausgelobten Preis erhält.

Sie hätte gedacht, dass es „einfacher“ wäre, Frauen in ihrem Fachbereich auszuzeichnen, sagte Strickland. Sie hofft nach eigenen Worten, dass die „Dinge mit der Zeit schneller gehen werden“.

Erst am Freitag hatte ein Gastforscher mit einem Vortrag über die angebliche Untauglichkeit von Frauen in der Physik an der renommierten Europäischen Organisation für Kernforschung (Cern) bei Genf für Empörung gesorgt. Alessandro Strumia von der Universität Pisa sagte unter anderem, die Physik sei „von Männern erfunden und aufgebaut“ worden. Das Cern schloss Strumia am Montag vorerst aus.

Im vergangenen Jahr war der Physik-Nobelpreis drei US-Wissenschaftlern für ihre Forschung zu den Gravitationswellen zuerkannt worden. Der deutschstämmige Forscher Rainer Weiss teilte sich damals den Preis mit den Kollegen Barry Barish und Kip Thorne.

Mit dem Medizin-Nobelpreis begann am Montag wie jedes Jahr der Nobelpreis-Reigen. Er ging an die beiden Krebsforscher James P. Allison von der Universität Texas und Tasuku Honjo von der Universität Kyoto. Am Mittwoch folgt der Preis für Chemie, am Freitag der Friedensnobelpreis und am kommenden Montag der Wirtschaftsnobelpreis.

Die Bekanntgabe des Literaturnobelpreisträgers fällt in diesem Jahr wegen eines Vergewaltigungsskandals im Umfeld der Schwedischen Akademie aus. Sie soll im kommenden Jahr nachgeholt werden. Traditionell werden die Preise am 10. Dezember, dem Todestag von Stifter Alfred Nobel, verliehen.

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