Perus Präsident Kuc­zynski: Amtsenthebung nicht erfolgreich

Wegen seiner Verbindungen zum Baukonzern Odebrecht wollte die Opposition den peruanischen Präsidenten aus dem Amt jagen. Das ist nicht gelungen.

Ein Mann mit Brille winkt

Sie nennen ihn den Gringo: Perus Präsident Pedro Pablo Kuczynski Foto: ap

BUENOS AIRES taz | Perus Präsident Pedro Pablo Kuc­zynski bleibt im Amt. Die Opposition wollte ihn am Donnerstag wegen seiner Verbindungen zum brasilianischen Baukonzern Odebrecht seines Amts entheben, die Parlamentarier stimmten am Abend aber für seinen Verbleib. Dem 79-Jährigen wird vorgeworfen, in seiner früheren Zeit als Minister von Schmiergeldzahlungen profitiert zu haben.

„Wir stehen vor einem Putsch, der sich mit rechtlichen Interpretationen verkleidet,“ warnte Kuczynski am Mittwoch in einer Fernsehansprache. Er sah das Amtsenthebungsverfahren als politische Kampagne, zumal juristisch nicht gegen ihn ermittelt wird.

Allerdings agierte er bisher mehr als ungeschickt. Erst als der Baukonzern letzte Woche erklärte, zwischen 2004 und 2007 Gelder an eine Beratungsfirma gezahlt zu haben, die mit Kuczynski verbunden war, gab er zu, was er immer bestritten hatte: Ja, als alleiniger Aktionist dieser Firma habe er Dividenden bekommen, von den Verträgen mit Odebrecht habe er aber nichts gewusst.

Kuczynski, den alle nach seinen Initialen nur PPK nennen, hatte im Juni 2016 die Stichwahl um das Präsidentenamt gegen Keiko Fujimori mit nur 40.000 Stimmen Vorsprung gewonnen – damit war die Rückkehr der Fujimorifamilie an die Macht verhindert. Expräsident Alberto Fujimori sitzt wegen schwerer Menschenrechtsverbrechen im Gefängnis.

Auch jetzt spielte PPK mit der Angst vor den Fujimoris: Keiner seiner beiden Vizepräsidenten würde im Falle seiner Amtsenthebung die Präsidentschaft übernehmen, kündigte er an. In diesem Fall würde der Parlamentspräsident zum neuen Staatschef – müsste aber innerhalb eines Jahres Neuwahlen durchführen lassen. Eine neue Chance für Keiko Fujimori.

Mehrfach Minister und Chef verschiedener Unternehmen

PPKs eigentlicher Spitzname ist Gringo – US-Amerikaner. Er hat den größten Teil seines Lebens außerhalb Perus gelebt, war in seiner ersten und ist auch in seiner zweiten Ehe mit einer US-Amerikanerin verheiratet und hatte sogar die US-Staatsbürgerschaft inne. Die gab er rasch zurück, als sie drohte, ein Stolperstein auf dem Weg ins Präsidentenamt zu werden.

Kuczynski wurde 1938 in Lima als Sohn des vor den Nazis geflohenen deutschen jüdischen Arztes Max Kuczynski und der Schweizerin Madeleine Godard geboren. In London studierte er Flöte und Klavier und in Oxford Wirtschaftswissenschaften und Philosophie, um sich danach an der US-Universität Princeton ganz der Ökonomie zu widmen.

Mitte der 1960er-Jahre kehrte er nach Peru zurück, um ab 1966, während der damaligen Regierung Fernando Belaúnde, die Zentralbank zu leiten. Als das Militär 1968 putschte, ging er zurück in die USA und begann als Berater bei der Weltbank zu arbeiten. 1980 kehrte er nach Peru zurück, war mehrfach Minister und Chef verschiedener Unternehmen.

Unter dem früheren Präsidenten Alejandro Toledo (2001 bis 2006) war er Wirtschafts- und Finanzminister sowie Ministerpräsident. In diese Zeit fallen die mutmaßlichen Schmiergeldzahlungen.

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