PKK-Funktionär über Krieg in Syrien: „Wir kämpfen schon gegen den IS“

Der syrische Kurdenvertreter Aldar Xelil über die internationale Militärkoalition und den Kampf gegen die Extremisten.

Demonstration gegen Assad in Qamishli

Demonstration gegen Assad in Qamishli. Foto: Reuters

taz: Herr Xelil, würden die syrischen Kurden einer Militärallianz mit den USA, Russland und vielleicht auch dem Iran beitreten, selbst wenn das bedeutet, dass der syrische Präsident Baschar al-Assad zumindest vorläufig an der Macht bleibt?

Aldar Xelil: Wenn jemand gegen die Miliz „Islamischer Staat“ (IS) kämpft, ist das gut. Das heißt nicht, dass wir eine solche Allianz unterstützen. Denn wir kämpfen schon lange gegen den IS. Eine solche Allianz wird dort gegen den IS kämpfen, wo das Regime noch regiert. Hier im Norden und Westen Syriens ist das nicht der Fall. Hier kämpfen wir gemeinsam mit der internationalen Koalition.

Es gibt Kräfte in der Opposition, die der PKK-nahen Partei PYD vorwerfen, dass sie nicht gegen Assad eingestellt ist und sich auch nicht als Teil der Allianz gegen Assad versteht.

Das sind meistens die, die nicht an der Revolution teilnehmen, sondern im Ausland leben. Sie tragen selbst Schuld daran, dass das Regime so viele Leute töten konnte. Die PYD ist die beste Repräsentantin der syrischen Opposition.

ist ein Weggefährte des inhaftierten türkischen PKK-Chefs Abdullah Öcalan. Außerdem ist Xelil ein Mitglied des fünfköpfigen Führungskollektivs der selbstverwalteten Region Rojava, des Kurdengebiets im Nordosten Syriens.

Wird die politische Aufwertung von Assad nicht dazu führen, dass er früher oder später Rojava, also die syrischen Kurdengebiete im Norden nahe der Grenze zur Türkei, angreift?

Ich glaube, man darf nicht vergessen, dass dieses Regime immer gegen uns gekämpft hat. Es würde mich also nicht überraschen.

Wer ist der wichtigste Verbündete von Rojava?

Deutschland ist besonders wichtig, weil es Druck auf Länder ausüben kann, die jetzt keine positive Einstellung zu Rojava haben.

Die Türkei betrachtet Rojava als Schöpfung der PKK. Was kann man tun, damit sich die Türkei nicht von diesem Projekt bedroht fühlt?

Wenn die Selbstverwaltung in Rojava wirklich ein Projekt der PKK ist, dann heißt das nichts anderes, als dass die PKK eine demokratische Kraft ist. Warum sollte die Türkei davor Angst haben? Seit 1984 hat sie an allen Fronten, den militärischen und den diplomatischen, dafür gekämpft, dass die PKK als Terrororganisation abgestempelt wird.

Wir sind nicht die Einzigen, die sagen, dass hier das einzige demokratische Projekt in Syrien entstanden ist. Wenn das so ist, dann muss man vor der PKK keine Angst haben. Ich denke, nach und nach werden uns einige Länder anerkennen und sie werden bestätigen, dass Rojava nicht von der PKK abhängt. Und wenn es so wäre, würde es bedeuten, dass die PKK demokratisch ist.

Die syrische Opposition ist stark zersplittert und steht unter zunehmendem islamistischem Einfluss. Wird sich diese Opposition auf ein Projekt wie in Rojava einigen können?

Für uns ist es wichtig, dass wir eine demokratische Nation werden. Alle Ethnien sollen zusammenleben und Selbstverwaltungen aufbauen. Sie können in Syrien friedlich zusammenleben. Unsere Selbstverwaltung soll ein Beispiel für das ganze Land werden.

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