Olympia 2036 in Berlin?: Innensenator korrigiert seinen Fehler

Andreas Geisel denkt laut über eine mögliche Olympia-Bewerbung der Hauptstadt nach und rudert dann zurück. So ein Hickhack. En Wochenkommentar.

Olympischen Ringe hängen oben in der Luft am Osttor des Berliner Olympiastadions

Die olympischen Ringe hängen am Osttor des Berliner Olympiastadions Foto: picture alliance/Christoph Soeder/dpa

Was hat er sich bloß dabei gedacht? Vergangene Woche war Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) beim Frühstück der Industrie- und Handelskammer zu Gast. Über Verwaltungsmodernisierung wollte er sprechen, ein wichtiges Thema. Dann aber dachte Geisel laut über eine neuerliche Olympiabewerbung Berlins nach. Ein peinliches Thema. Richtig geschmacklos war dann der Termin, den der sonst so themensichere Innensenator ins Spiel brachte. 2036. Hundert Jahre nach Hitlers Spielen von 1936.

Natürlich gibt es für alles, auch Schwachsinn, immer noch eine Begründung, die sich hinterherschieben lässt. Bei Geisel war es in Anlehnung ans Sommermärchen 2006 die Behauptung, Deutschland könne dann zeigen, dass es sich zu einem weltoffenen, demokratischen Land entwickelt habe, hieß es aus seiner Pressestelle. Genauso gut hätte Andreas Geisel sagen können: Der nächste Hitler ist ein Netter.

In dieser Woche kam dann der Rückzieher. „Ich habe gar keinen Vorschlag für eine Berlin-Bewerbung gemacht. Es wird auch keine geben“, sagte Geisel am Montag dem Tagesspiegel. Stattdessen warb der Innensenator für eine nationale Bewerbung der Bundesrepublik, eventuell sogar in Kooperation mit Polen.

Wenn auch etwas ungelenk …

Okay, ein „mea culpa“ sieht anders aus. Sich falsch verstanden zu fühlen, heißt übersetzt, Mist gebaut zu haben. Aber immerhin. Andreas Geisel hat, wenn auch etwas ungelenk, einen Fehler eingeräumt. Das ist bemerkenswert, denn er hätte auch weiterhin, nur etwas leiser, auf seinen Vorstoß verweisen können – um ihn irgendwann dann sang- und klanglos zu begraben. Der Großteil der Politikerinnen und Politiker hätte es so gemacht. Und wieder denen Nahrung gegeben, die ohnehin von der Unglaubwürdigkeit der Politik schwadronieren.

Mit seinem Fehlereingeständnis wird Geisel ungeschoren aus der Sache herauskommen. Weder wird es – zumindest in dieser Frage – eine Koalitionskrise geben. Noch wird es ihm politisch schaden, im Gegenteil. Einer, der Fehler korrigieren kann, kann sein Macherimage bewahren.

Und diejenigen, die Olympia auch zu jedem anderen Datum für Blödsinn halten, können aufatmen. So lange Andreas Geisel Innensenator ist, wird es zu diesem Thema keinen neuerlichen Vorstoß von ihm mehr geben.

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