Nigeria gegen Frankreich: Très chic!

Mit 1:0 siegen die eleganten Französinnen gegen die nur in der Defensive starken Nigerianerinnen. Die Atmosphäre in der Rhein-Neckar-Arena: superb.

Marie-Laure Delie (l.) freut sich mit Sonia Bompastor Bild: dpa

SINSHEIM taz | „Wenn sie den Ball hat, wird mir warm. Sie ist wie ein Sonnenstrahl.“ Frankreichs Trainer Bruno Bini ist ein wahrer Fußballlyriker. Kurz nach dem knappen Sieg über Nigeria sang der Trainer der französischen Nationalmannschaft die Ode auf Louisa Necib. „Sie ist eine, wie es nur wenige gibt.“ Dann nannte er noch ein paar Adjektive: toll, fantastisch, wunderbar.

Die über 25.000 Zuschauer, die nach Sinsheim gekommen waren, hatten wirklich Glück mit dieser Auftaktpartie. Sie durften einer der gewandtesten Spielerinnen, die es derzeit gibt, beim Kicken zusehen. Was ihnen verborgen blieb, war die beinahe kindliche Freude des Trainers über die Leistung seiner besten Spielerin. Sie war wirklich sehens- und hörenswert. Toll, fantastisch, wunderbar.

Dass das Spiel seiner Mannschaft nicht annähernd so toll war wie die Ballbehandlung der 24 Jahre alten Champions-League-Siegerin Louisa Necib (Olympique Lyon), das ist auch Trainer Bini nicht entgangen. Ob er erleichtert sei, wurde er gefragt. Bini wippte mit dem Oberkörper hin- und her, zog die Augenbrauen hoch, lächelte und sagte, dass er einfach nur glücklich sei.

Nigeria: Dede - Ikidi (34. Chukwunonye), Ukaonu, Ebi, Ohale - Orji (78. Sunday), Nkwocha, Chikwelu, Iroka - Oparanozie (66. Michael), Mbachu.

Frankreich: Sapowicz - Bompastor, Meilleroux, Georges, Renard (69. Lepailleur) - Soubeyrand (46. Le Sommer), Bussaglia, Necib, Abily - Delie, Thiney (61. Thomis)

Schiedsrichterin: Kari Seitz (USA) Zuschauer: 25.400

Tore: 0:1 Delie

Dabei hatten ihn, wie er zugab, die Nigerianerinnen echt überrascht. 50 Stunden Videomaterial habe sein Team gesichtet. „Dass sie so wunderbar Fußball spielen, hätten wir nicht erwartet.“ Da war es wieder eines seiner Lieblingsadjektive: wunderbar.

Dann hob Bini auf das Teamspiel ab, ohne das auch eine wie Necib, die den Ball so streichelnd angenommen hat, als hätte sie Angst, ihm weht tun zu können, nicht so glänzen könnte, wie sie es an diesem ersten WM-Nachmittag tat. Aber hat er Recht mit dem, was er sagt? War es nicht eher so, dass Necib, die auf der linken Offensivseite begonnen hat, zu wenig Hilfe von den Mitspielerinnen bekam?

Bini hat vielleicht die aufregendste Offensive aller WM-Teams zu bieten, mit Necib, mit der Torschützin Marie-Laure Delie, mit Sprintstürmerin Elodie Thomis und mit der Spielmacherin Camille Abily. Die müsste doch zu mehr gut sein als zu einem 1:0 gegen Nigeria.

Waren die Afrikanerinnen wirklich so stark? Die Stürmer waren schnell, aber schussschwach. Die Abwehr war hart und aufmerksam und doch unsicher im Abspiel nach vorne. Hellwach waren sie beinahe das ganze Spiel über. Sie warteten auf den Zufall, der ihnen Chancen einbringen sollte. Zweimal hat er das gemacht. Reicht das für einen Punktgewinn gegen Deutschland? „Im Fußball ist alles möglich“, sagte dazu Nigerias Trainerin Ngozi Uche.

Die wollte nach dem Spiel nicht auf ihre in der deutschen Presse zitierten lesbenfeindlichen Äußerungen angesprochen werden. „Das ist nicht die Sprache des Fußballs“, sagte sie. Die Sprache des Fußballs. Wie schön die sein kann, hatte kurz zuvor Bruno Bini vorgeführt. Ngozi Uche konnte da nicht mithalten. Schade eigentlich.

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