Neues Album von Jeff Özdemir: Voll am Start, der Mann

Sein Name ist Özdemir. Jeff Özdemir. Er spielt gern Songs mit seinen Freunden ein. Und er hat eine größere Hörerschaft verdient.

In der Türkei geboren, in Bremerhaven aufgewachsen, in Berlin gestrandet: Jeff Özdemir Foto: Karaoke Kalk

Gibt es was Geileres, als im Plattenladen abzuhängen, sich durch Scheiben durchzuwühlen und über Musik zu sprechen? Für Jeff Özdemir stellt sich diese Frage gar nicht, denn in seinem Dayjob tut der 44-Jährige nichts anderes: Er ist Inhaber des 33rpm-Stores im Kreuzberger Wrangelkiez; Musik ist seine natürliche Umgebung.

Seiner zweiten Betätigung kommt das zugute: Jeff Özdemir ist zudem als Solomusiker unterwegs, in diesen Tagen erscheint sein zweites volles Album, auf dem Kollaborationen mit befreundeten Musikern zu hören sind. „Jeff Özdemir & Friends Vol. 2“ heißt es – und die 18 Stücke haben es in sich.

Özdemir, der bürgerlich Adem Mahmutoğlu heißt und in der Türkei geboren ist, kam 2010 aus Bremerhaven nach Berlin – und brachte seinen Plattenladen gleich mit. Die Liebe zu ganz unterschiedlichen Genres zeigt sich schon in seinem Künstlernamen: Mahmutoğlu schätzt die US-amerikanische Kultur und deren Mix und Hybridität, also verband er einen typisch amerikanischen Vornamen mit einem typisch türkischen Nachnamen.

Sein neues Album deckt eine breite Stilpalette ab. Da sind jazzige Cool-down-Stücke („König Rasulov“ mit Roderick Bell), spacig-krautige Tracks („Waiting For Lilou Bram“ mit Bram van der Poel), und es gibt zerhackstückt-gedrechselte Blubbersounds wie „Compression Study“ von Andrew Pekler.

Various Artists: „Jeff Özdemir & Friends Vol. 2“ (Karaoke Kalk/Indigo)

Jeff Özdemir live:

15.07. Berlin, Offener Raum, mit F.S. Blumm

24.08. Berlin, Prater, mit F.S. Blumm (Festival Pop-Kultur)

18.10. Berlin, Ballhaus Berlin, mit Elmer Kuss

Die französische Produzentin und Sängerin Tigerlily dagegen sorgt für chansonesken Input („Dada N° 1“). Gemeinsam mit dem ständig produktiv im Berliner Untergrund rumwurschtelnden Berliner Musiker F. S. Blumm gibt Özdemir sich gegen Ende dann ganz der groovenden Beatmusik hin. Eine Stunde Sound, so vielfältig wie eine unsortierte, aber gut bestückte Plattenkiste.

Ein bisschen trockener norddeutscher Humor klingt dabei auch durch, zum Beispiel in Songtiteln wie „Der Herr Doktor sieht das nicht gerne“ (mit Computerspielsound) und „Der Mann, der nicht voll am Start war“ (hammondinfiziertes Easy Listening). Sogar über die Liebe vermag Herr Özdemir klug zu komponieren: Ein elegischer Schmachtfetzensong mit Streichern heißt „Wann ruft sie mich an?“ – und sein Alter Ego heißt in dem Song Jeff Özdemir's Heart Repair. Da sag noch einer, ein Herz könne man nicht reparieren.

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