Neue Polizeipräsidentin in Berlin: Juristin ohne Uniform und Parteibuch

Die parteilose Barbara Slowik wird die erste Frau im Amt. Bislang war die Juristin Referatsleiterin im Bundesinnenministerium.

Doppelporträt Barbara Slowik und Andreas Geisel

Die Polizeipräsidentin und der Innensenator am Dienstag in Berlin Foto: dpa

BERLIN taz | Barbara Slowik sitzt noch gar nicht vor den Journalisten, um sich als neue Polizeipräsidentin vorzustellen, da weiß die CDU schon Bescheid: „Ämterpatronage“ und Kontakte, aber nicht ausreichend Erfahrung hätten die Frau aus dem Bundesinnenministerium zur neuen Chefin gemacht, teilt die Fraktion per E-Mail mit. Innensenator Andreas Geisel (SPD) sieht das ganz anders, als er eine Stunde später neben Slowik in der Pressekonferenz sitzt: Eine Bestenauswahl habe er getroffen, Berlin bekomme mit ihr „eine ausgewiesene Fachfrau im Bereich Innere Sicherheit“.

Schwarzer Anzug statt Uniform, weiße Bluse, die blonden Haare offen – Slowik hat keine Polizeiausbildung durchlaufen, sondern Jura studiert. Würde man Entsprechendes auch bei einem Mann schreiben? Bei Slowiks Vorgänger, dem im Februar von Geisel entlassenen Klaus Kandt, war 2012 durchaus vom kurz getrimmten Haarschnitt und seiner trainiert wirkenden Figur zu lesen. Slowik ist nicht die erste Frau, die Berlins rund 23.000-köpfige Polizei führt, doch deren erste Präsidentin – Margarete Koppers, inzwischen Generalstaatsanwältin, leitete die Behörde zwar 2011 und 2012 eineinhalb Jahre lang, blieb aber Vizechefin.

Man habe „auch aus Respekt gegenüber den Beamten“ jemanden mit Polizeierfahrung erwartet, hatte die CDU-Fraktion ihrem Auftritt auch noch vorausgeschickt. Solche Kritik ist für Slowik von gestern: „Das Konzept, dass die Polizeipräsidentin die erste Polizistin der Stadt sein muss, trägt heute nicht mehr.“ Fähigkeiten müsse man bündeln, sagt sie und verweist darauf, dass der Senat für den Job ihres Stellvertreters ausdrücklich einen Polizisten sucht. Bewerbungsschluss ist am 11. Mai.

In ihrem Vorgänger Kandt – „er ist ein sehr guter Polizist und ich danke ihm“ – hatte Innensenator Geisel nach eigenen Worten nicht mehr den gesehen, der einen Neuaufbau verkörpern könnte. Slowik als neue Chefin will er schon im Kopf gehabt haben, bevor er Kandt entließ. Geisel sieht in ihrer Ernennung ein Signal, auch über die Polizei hinaus: Mehr Frauen in Führungspositionen dürften „nicht nur in Sonntagsreden“ gefordert werden. Bei der Berliner Polizei, bei der zwar fast ein Drittel der Belegschaft Frauen sind, aber Männer 96 Prozent der Führungsjobs haben, sieht Geisel besonderen Handlungsbedarf – „und das hört bei der Polizeipräsidentin nicht auf“.

Personalführung und Terrorismusbekämpfung

Die 52-Jährige ist in Zehlendorf geboren, wuchs in Bodensee-Nähe auf, studierte in Freiburg Jura und promovierte. Mit 28 kam sie nach Berlin zurück und begann in der Innenverwaltung des Senats, bevor sie 2002 ins Bundesinnenministerium wechselte. Dort war sie seit 2010 Referatsleiterin, also auf dritter Führungsebene hinter Staatssekretären und Abteilungsleitern. Schwerpunkte ihrer Arbeit waren IT, Personalführung und Terrorismusbekämpfung. Diese drei Kriterien seien ihm bei der Auswahl wichtig gewesen, sagt Geisel: weil man in einer Zeit besonderer terroristischer Bedrohung lebe, Nachwuchsmangel habe und das Thema Digitalisierung stärken müsse.

„Als Berlinerin bin ich ganz besonders stolz darauf, die Polizei meiner Stadt leiten zu dürfen“, sagt Slowik. Und verneint die Frage, ob sie Sozialdemokratin und damit Parteifreundin Geisels sei. Auch sonst habe sie kein Parteibuch – anders als Vorgänger und CDU-Mitglied Kandt. Geisel mag gar nicht bestreiten, dass es sein Staatssekretär Torsten Akmann war, vormals ebenfalls Referatsleiter im Innenministerium, der Slowik empfahl. Die CDU sieht darin offenbar verwerfliche Kontakte, Geisel hingegen nicht: „Mein Staatssekretär hat mich beraten, was auch seine Aufgabe ist – und er hat mich gut beraten.“

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