Netzpolitiker über den Wert der Daten: „Anonymität kaum möglich“

Der Grünen-Politiker Malte Spitz argumentiert, dass die heutige Bedeutung von Daten mit der von Erdöl im 20. Jahrhundert vergleichbar ist.

Malte Spitz vor einem Anwohnerpark-Schild.

„An zwei Orten gleichzeitig“: Netzpolitiker Malte Spitz Foto: Miguel Hahn

taz: Herr Spitz, wie viel sind meine persönlichen Daten wert?

Malte Spitz: Das ist schwierig zu sagen. Daran hängt ja kein Preisschild. Wirklich wertvoll sind eher die Entwicklungen, die man bei der Zusammenführung von vielen Daten feststellen kann.

Wer könnte sich denn für meine Daten interessieren?

Interessenten gibt es dafür viele, doch vor allem die Wirtschaft ist hinter ihnen her. Ein typisches Beispiel wäre ein Autohersteller, der gezielt bei Ihnen wirbt, weil Sie nach Autos gegoogelt haben.

32, ist Autor, Aktivist, Datenschützer und Politiker der Grünen. Dort ist er unter anderem für Netzpolitik zuständig.

Ist der Vergleich mit der Bedeutung des Öls im 20. Jahrhundert nicht überspitzt?

Der Vergleich ist berechtigt. Vor allem wenn man nicht nur auf die wirtschaftliche Bedeutung schaut, sondern auf den gesamtgesellschaftlichen Einfluss. Öl revolutionierte die Mobilität der Menschen. Das Internet ermöglicht uns, bildlich gesprochen, an zwei Orten gleichzeitig zu sein. Wer diese Mobilität überwacht, hat große Macht.

Ist es denn möglich, sich anonym zu bewegen?

Komplette Anonymität ist für den Durchschnittsnutzer kaum möglich. Doch man kann seine Mails verschlüsseln, den Zugriff von Apps auf die persönlichen Daten einschränken und die Benutzung von Kundenkartenprogrammen wie Pay-Back unterlassen.

Eine Menge Internetnutzer sagen, sie hätten sowieso nichts zu verbergen.

Viele haben beim Thema Datenschutz ein Bild staatlicher Überwachung im Kopf. Diese findet nur begrenzt statt. Es geht im Alltag oft um die wirtschaftlichen Interessen großer Konzerne und deren Einfluss auf unser Kaufverhalten und unsere Lebensweisen. Dafür möchte ich ein Bewusstsein schaffen, hier nicht blind zu sein, sondern aufgeklärt und selbstbestimmt zu handeln.

Was würden Sie solchen Nutzern also sagen?

Ich würde sie zum Beispiel fragen, ob es ihnen auch egal wäre, wenn Firmen wüssten, dass sie sich über Krebs informiert haben und ihnen daraufhin Angebote zusenden.

Wissen Sie, was über Sie an Daten gesammelt wurde?

Ich habe mich bemüht, so viele Daten über mich zu finden wie möglich. Viele Seiten stellten sich quer. Doch ich fand Daten zu meinem Kaufverhalten, meinen Reisen und meiner Telekommunikation. Am meisten überraschte mich, wie viel meine Krankenkasse über mich weiß. Die haben Daten zu jedem Arztbesuch, inklusive Diagnose.

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