Nachruf auf Esmond Bradley Martin: Ermordeter Elfenbein-Ermittler

Esmond Bradley Martin ermittelte oft verdeckt gegen den Elfenbeinschmuggel. Nun wurde er in Kenia offenbar bei einem Raubüberfall ermordet.

Esmond Bradley-Martin im Porträt

Ein großer „Freund der Dickhäuter“: Esmond Bradley Martin Foto: dpa

„Die Dickhäuter haben einen großen Kämpfer verloren“, twitterte Paula Kahumbu, Leiterin der Organisation Wildlife Direct, als Reaktion auf den Tod von Esmond Bradley Martin.

Bradley Martin war einer der weltweit wichtigsten Ermittler im Bereich des illegalen Handels mit Elfenbein und Rhinozeros-Hörnern, eine Zeit lang auch als UN-Sonderbotschafter. Seit seiner ersten Reise nach Kenia in den 1970er Jahren war der studierte Geograf fasziniert von Elefanten. Es war mitten in der Hochphase der Elefantenjagd, die dazu führte, dass der Bestand der Tiere in den 1980er Jahren um die Hälfte dezimiert worden war. Bradley Martin schloss sich der Organisation Save the Elephants an. Mit anderen Ermittlern verfasste er ausführliche Berichte über den illegalen Handel. Dieser Arbeit war es maßgeblich zu verdanken, dass der Handel mit Rhinozeros-Horn in China 1993 und der von Elfenbein 2017 verboten wurde.

Er arbeitete meist als verdeckter Ermittler, denn die Orte, an denen er Beweise des illegalen Handels sammelte, dokumentierte und fotografierte, Schmuggler traf und mit ihnen sprach, waren gefährlich. Erstaunlich immerhin, dass er oft nicht erkannt wurde, denn mit seinem weißen wehenden Haar, ähnlich einer Löwenmähne, war er selbst in einer großen Menschenmasse leicht zu erkennen. Er kleidete sich gern in elegante Anzüge mit bunten Einstecktüchern, trug eine schwere Ledertasche voll Papieren mit sich herum und sprach selbst dann mit ruhiger Stimme, wenn er mit Menschen diskutierte, die er bekämpfte: solche, die den Handel mit Elfenbein und Rhinozeros-Horn legalisieren wollten.

Asien war der Kontinent, auf dem er hauptsächlich unterwegs war. Dort ist Elfenbein in Ornamenten beliebt und dem Horn des Nashorns wird ein hoher medizinischer Wert zugeschrieben, etwa als potenzsteigerndes Mittel. Bradley Martin war gerade aus Myanmar zurückgekommen, als er Sonntagmittag in seinem Haus am Stadtrand von Kenias Hauptstadt Nairobi, gleich gegenüber einem Nationalpark, durch Messerstiche in den Hals umgebracht wurde. Die Polizei geht vorläufig von einem Raubüberfall aus, Tierschützer aber sind sich sicher, dass es Mord war, denn er hatte sich durch seine Arbeit viele Feinde gemacht.

Bradley Martin glaubte, dass Korruption und die Nachfrage aus China für die Wilderei von Elefanten hauptverantwortlich waren. „In den letzten Jahren ist die Zahl der Chinesen in Afrika bei einer Million angekommen. Darunter sind die Käufer von illegalem Elfenbein“, sagte er einmal. Unermüdlich setzte er daher seine Arbeit fort. Einer seiner Mitarbeiter, Dan ­Stiles, erinnert sich an eine zehnwöchige gemeinsame Reise durch Asien: „Ich war kaputt. Aber Bradley Martin war noch frisch und arbeitete energisch weiter.“ In den letzten Jahren begleitete ihn vor allem seine Ehefrau Chryssee. Sie war es auch, die den 75-jährigen Esmond Bradley Martin am Sonntag tot im Schlafzimmer fand.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.