Nach Attacken von US-Präsident Trump: Justizministerium verliert Spitzenfrau

Nach nur neun Monaten schmeißt Bundesanwältin Rachel Brand ihr Amt hin. Sie nennt dafür keinen Grund, nimmt aber das Ministerium vor Trumps Tiraden in Schutz.

Eine Frau hinter einem Stehpult

Rachel Brand: „Ich bin stolz auf das, was wir hier erreicht haben.“ Foto: reuters

WASHINGTON afp | Nach wiederholten Attacken von US-Präsident Donald Trump auf das Justizministerium hat eine der Führungskräfte des Hauses ihren Rückzug angekündigt: Bundesanwältin Rachel Brand, die Nummer drei in der Ministeriums-Hierarchie, gab am Freitag nach nur neun Monaten im Amt ihren Wechsel in die Privatwirtschaft bekannt. Einen Grund für den Rücktritt nannte sie nicht – sie nahm allerdings die Mitarbeiter des Ministeriums vor Angriffen in Schutz.

„Die Männer und Frauen im Justizministerium beeindrucken mich jeden Tag“, erklärte die 44-Jährige. „Ich bin stolz auf das, was wir hier erreicht haben.“

Brand war zuletzt durch die Entwicklungen in der Russland-Affäre verstärkt ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Denn bei einem Rücktritt oder einer Entlassung des unmittelbar über ihr angesiedelten Vizejustizministers Rod Rosenstein wäre ihr die Oberaufsicht über den Sonderermittler Robert Mueller zugefallen. In einem solchen Szenario hätte ihr auch eine entscheidende Rolle bei einer möglichen Entlassung Muellers auf Betreiben des Präsidenten hin zufallen können.

In den US-Medien halten sich Spekulationen, dass Trump den Vizejustizminister loswerden will – obwohl ein Präsidentensprecher zu Wochenbeginn dementierte, dass Veränderungen an der Spitze des Ressorts geplant seien. Trump hat die Russland-Ermittlungen als „Hexenjagd“ gegeißelt und auch seinen Frust über Rosenstein ventiliert, der den Sonderermittler im Mai eingesetzt hatte.

Dritte Figur in der Hierarchie

Mueller untersucht, ob es vor Trumps Amtsantritt mögliche illegale Absprachen zwischen dessen Team und Moskau gab, und ob Trump dann als Präsident die Ermittlungen zu den Russland-Kontakten zu behindern versuchte. Der Vizeminister hat die Oberaufsicht über die Ermittlungen zu der Affäre inne, da sich Ressortchef Jeff Sessions wegen seiner früheren Rolle als Trumps Wahlkampfberater in der Angelegenheit für befangen erklärt hatte.

Anfang Februar hatte Trump ein Memo mit ursprünglich geheimen Informationen zur Veröffentlichung freigegeben, in welchem der Bundespolizei FBI wie auch Rosenstein unsaubere Methoden bei den Russland-Ermittlungen angelastet werden. Die oppositionellen Demokraten warnten, dass Trump das von dem republikanischen Abgeordneten Devin Nunes stammende Papier als Vorwand benutzen könnte, um Rosenstein wie Mueller abzusägen.

Der Präsident kann den Sonderermittler nicht selber entlassen, sondern müsste dies gegebenenfalls vom Justizministerium verlangen – konkret von Rosenstein, solange dieser im Amt ist. Wäre der Vizeminister nicht mehr im Amt und noch kein Nachfolger installiert, wäre die dritte Figur in der Hierarchie mit der Aufforderung des Präsidenten konfrontiert – bislang also Brand.

Brand war von Trumps Regierung für den Ministeriumsposten nominiert worden, den sie im Mai angetreten hatte. Erstmals hatte sie 2003 einen Job im Justizministerium bekleidet, damals war sie vom republikanischen Präsidenten George W. Bush nominiert worden.

Die Spekulationen über ein mögliches Vorgehen Trumps gegen Rosenstein und Mueller knüpfen an das berüchtigte „Samstagabend-Massaker“ vom Oktober 1973 an

Die Spekulationen der Opposition sowie in US-Medien über ein mögliches Vorgehen Trumps gegen Rosenstein und Mueller knüpfen an das berüchtigte „Samstagabend-Massaker“ vom Oktober 1973 an.

Der damalige Präsident Richard Nixon hatte das Justizministerium angeordnet, den Sonderermittler zur Watergate-Abhöraffäre zu feuern. Justizminister Elliot Richardson und sein Vize William Ruckelshaus lehnten dies nacheinander ab und traten zurück. Die dritthöchste Figur in der Ministeriums-Hierarchie, Robert Bork, erfüllte dann den Willen des Präsidenten und feuerte Sonderermittler Archibald Cox.

Nixon nutzte dies allerdings nicht viel: Weniger als ein Jahr später trat er zurück.

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