Nach Abschiebung aus der Türkei: Ans Boersma ohne Job

Die holländische Journalistin musste wegen angeblicher Verbindungen zu einer Terrororganisation die Türkei verlassen. Nun wurde ihr gekündigt.

Istanbul im Januar 2019 mit schneebedeckten Dächern

Ans Boersma hat als Korrespondentin die niederländische „FD“ in Instanbul gearbeitet Foto: dpa

ISTANBUL taz | Als am Donnerstag letzter Woche bekannt wurde, dass die 31- jährige holländische Journalistin Ans Boersma aus der Türkei abgeschoben wurde, war die Empörung noch groß. Ein erneuter schwerer Angriff auf die Pressefreiheit, schrieb der Chefredakteur der Wirtschaftszeitung Het Financieele Dagblad (FD), Jan Bonjer, für die Ans Boersma überwiegend gearbeitet hatte.

Er forderte von der niederländischen Regierung, in Ankara zu protestieren. Ähnliche Kommentare kamen von der niederländischen Journalistengewerkschaft. Mittlerweile ist von den Protesten nicht mehr viel übrig geblieben, stattdessen hat FD mitgeteilt, nicht mehr mit Ans Boersma zusammenzuarbeiten.

Diese Wendung der Ereignisse wurde am Donnerstag durch eine Stellungnahme der türkischen Regierung eingeleitet, die mitteilte, Boersmas Abschiebung habe nichts mit ihrer journalistischen Arbeit zu tun, sondern basiere auf Informationen, die der holländische Geheimdienst seinen türkischen Kollegen habe zukommen lassen. Danach hätten die Holländer ihre eigene Staatsbürgerin als Teil einer Terrorermittlung beschrieben und der türkischen Polizei Fragen über Reisen der Journalistin gestellt.

Hintergrund ist offenbar, dass Boersman von 2013 bis Mitte 2015 mit einem syrisch-stämmigen Mann befreundet war, der mittlerweile unter dem Verdacht, Mitglied der von al-Qaida abstammenden Nusra-Front in Syrien zu sein, in Holland in Untersuchungshaft sitzt. Laut holländischer Generalstaatsanwaltschaft ist Boersma damit Teil einer laufenden Untersuchung im Zusammenhang mit Terrorismus. Sie selbst werde nicht als Terroristin verdächtigt.

Laut holländischen Medien soll sie 2013 und 2014 in der Türkei gewesen sein, um ihrem damaligen Freund zu helfen, ein Visum für Holland zu bekommen. Das genügte der FD, um sie nun fallen zu lassen. Sie habe sich nicht klar genug erklärt, das Vertrauensverhältnis sei deshalb zerstört, schrieb der Geschäftsführer der Zeitung.

Ans Boersma selbst hat sich seit ihrer Rückkehr nach Amsterdam noch nicht öffentlich geäußert, das will sie nach Auskunft ihrer Freunde erst nach einer polizeilichen Vernehmung am Montag tun. Doch was immer sie nun sagt und ganz unabhängig davon, was letztlich von der ganzen Geschichte übrig bleibt, der Schaden ist bereits eingetreten.

Nach der öffentlichen Denunziation durch die holländische Justiz ist Ans Boersmas journalistische Karriere zerstört und die türkische Regierung kann mit Genugtuung darauf verweisen, dass sie ja schon immer gesagt hat, sie gehe natürlich nie gegen Journalisten sondern immer nur gegen Terroristen vor.

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