Möglichkeiten-Markt auf dem Kirchentag: Sammelsurium mit Glaubensflair

Ein Rundgang über den Markt der Möglichkeiten in den Hallen A1, A3 und A4 lässt auch tiefer in die Organisation Kirche blicken. Am Ende sind die Füße sauber.

Der Markt der Möglichkeiten ist auch eine Messe für protestantische Vereine und Organisationen Bild: dpa

HAMBURG taz | Miriam „Mimi“ Weisser ist 25 Jahre alt. Sie ist Teamleiterin des Missio Center in Berlin und erzählt, sie sei manchmal wie eine Mama der neun Jugendlichen, die im Center ihr Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren. Zusammen stehen sie an einem Stand auf dem Markt der Möglichkeiten in der Messe. Alle wohnen in einer großen Wohngemeinschaft.

Da gibt es große Reibereien, und manchmal scheitert das Zusammenwirken auch an alltäglichen Dingen. Waschen, Aufräumen, Kochen – das Übliche, mit dem Jugendliche und junge Erwachsene hadern. Die Jugendlichen sollen auch missionarische Arbeit kennenlernen. Ganz nah am Volk gehen sie da auch schon mal ins Fastfood-Restaurant und reden bei Pommes und Cola über die Bibel.

Man versteht, hört man dieser Christin zu: Das soll ihren Glauben in die Welt tragen – dorthin, wo die Menschen sind, die man erreichen will. Die nicht in die Kirche gehen, in keinen Gottesdienst – und lieber in Schnellessenrestaurants gehen. Die Botschaft ist angekommen: Mission dort, wo es lohnen könnte – aber ob es den Ansprüchen auf christliche Erweckung weiterhilft?

Der „Markt der Möglichkeiten“ gibt dem Messegelände am Bahnhof Dammtor ein gewisses Flair des Sammelsuriums. Er ist eine Messe für Vereine und Organisationen, die sich um die protestantischen Kirche gruppieren oder wenigstens an der Kirche interessiert sind. Besonders viele solcher Vereine, Verbände und Organisationen wie die von Mimi Weisser gibt es hier zu entdecken – ein Werben um den Nachwuchs.

Lange Schlange bei der Fußwaschung

Nicht weit entfernt steht Thomas de Maizière am Stand der evangelischen Seelsorge der Bundespolizei. Er ist in ein Gespräch vertieft. Fotos sind nicht erlaubt, aber anfassen darf man mal. Dann muss der Minister aber auch schon weiter zu den Pfarrern in der Bundeswehr. Die stehen gleich nebenan.

Bei der Fußwaschung ist eine lange Schlange. Wäre schön gewesen. Geduldig warten alle auf saubere und obendrein gesegnete Füße. In kirchentagsblauen Badewannen werden die geschundenen Füße gewaschen und massiert. Dazu ein Gespräch über den Glauben oder auch nur über das gerade Erlebte.

So ist ein Kirchentag auch ein Ereignis, bei dem man was zum Anfassen hat. Ganz tief drin im „Markt der Möglichkeiten“. Auch hier das Motto: „Soviel du brauchst“. Das reicht dann aber auch erst mal. Mit dem Nachmittag – immer müdere Gesichter.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.