Militärputsch in Malis Norden: Truppen gegen Islamisten

Afrikanische Truppen sollen Mali im Kampf gegen Islamisten unterstützen. Seit einem Militärputsch im März wird der Norden des Landes von ihnen kontrolliert.

Malis Präsident Dioncounda Traore auf der Ecowas. Bild: reuters

JOHANNESBURG/ABUJA dpa | Die westafrikanischen Staatschefs haben sich am Sonntag auf die Entsendung einer knapp 3300 Mann starken Truppe in den Krisenstaat Mali geeinigt. Das berichtete der Sender BBC am Abend vom Gipfel der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas in Abuja.

Diese afrikanische Truppe – überwiegend gestellt von Nigeria, Niger und Burkina Faso – soll Mali im Kampf gegen die Islamisten im Norden des Landes unterstützen. Sobald der UN-Sicherheitsrat zustimmt, könne die Stationierung beginnen, sagte Alassane Ouattara, Präsident der Elfenbeinküste und gegenwärtiger Vorsitzender der Ecowas. Das höchste UN-Gremium werde voraussichtlich bis Monatsende entscheiden.

Die Führung des Wüstenstaates Malis muss noch in den kommenden Tagen einen Plan zur Befriedung des Landes erarbeiten, dessen Norden seit einem Militärputsch im März dieses Jahres von radikalen Islamisten kontrolliert wird. Die radikalislamistischen Gruppen wollen dort einen Gottesstaat errichten. Immer wieder gibt es Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen.

Nach einem Militärputsch gegen die Regierung von Präsident Amadou Toumani Touré am 22. März rückten die Rebellen im Norden immer weiter vor. Unterstützung bekamen sie von Islamistengruppen wie der Ansar Dine, der Verbindungen zu Al-Kaida nachgesagt werden.

Die Gruppe rief im April gemeinsam mit der Tuarag-„Nationalbewegung“ MNLA die unabhängige "Islamische Republik Azawad" in Nord-Mali aus. In der Stadt Timbuktu, wo drei große Moscheen sowie 16 Friedhöfe und Mausoleen zum Weltkulturerbe gehören, ließen die Islamisten mehrere dieser historischen Heiligtümer zerstören.

Seit der Machtübernahme der Extremisten flohen Hunderttausende aus dem Gebiet. Das UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) teilte erst vor wenigen Tagen mit, dass derzeit bereits mehr als 400 000 Menschen entweder als Binnenvertriebene oder als Flüchtlinge in Nachbarstaaten wie Mauretanien, Niger und Burkina Faso leben.

Die humanitäre Lage in der Region wird immer schwieriger, fast 200 000 Menschen gelten als Binnenflüchtlinge. Die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten haben bereits Mitte Oktober erklärt, dass sie zu einer „etwaigen militärischen Operation“ bereit seien. Dabei gehe es jedoch nicht um einen Kampfeinsatz, sondern um die Schulung malischer Truppen. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton arbeitet an einem Einsatzkonzept, das bis zum 19. November fertig sein soll.

Ein entschlossener Kampf

Deutschland und Frankreich forderten einen entschlossenen Kampf gegen das Gewaltregime der islamistischen Extremisten. Die Entstehung eines Rückzugsgebiets für Terroristen in der afrikanischen Sahelzone berge große Risiken, schrieben Bundesaußenminister Guido Westerwelle und sein französischer Kollege Laurent Fabius in einem am Samstag veröffentlichten Beitrag für die Tageszeitungen Rheinische Post und Le Figaro.

Das westafrikanische Mali galt lange als demokratischer Vorzeigestaat in Afrika. Gleichzeitig kämpfen die Menschen aber seit vielen Jahren ums tägliche Überleben: Die durchschnittliche Lebenserwartung der rund 14,5 Millionen Einwohner, darunter etwa 300 000 Angehörige des Berbervolkes der Tuareg, liegt bei nur 53 Jahren.

Das 1,2 Millionen Quadratkilometer große Land am Südrand der Sahara ist einer der wichtigsten Baumwoll-Produzenten Afrikas. Dürreperioden haben der Landwirtschaft aber nachhaltig geschadet. 60 Prozent des Landes ist von Wüste bedeckt.

In den 1980er Jahre hatten viele Tuareg nach einer Dürre Mali verlassen. Als sie zurückkehrten, führten sie Krieg gegen die Regierungstruppen. Nach langen Verhandlungen wurden die Tuareg in Malis Armee integriert. Auch Libyens Ex-Diktator Muammar al-Gaddafi rekrutierte Tuareg für seine Streitkräfte. Nach Gaddafis Sturz kehrten viele in die Heimat zurück und schlossen sich Aufständischen im Norden Malis an.

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