Migranten aus Südamerika: Die Karawane bleibt auf Kurs

An der Grenze von Guatemala und Mexiko wird ein Honduraner getötet. Tausende, die schon in Mexiko sind, ziehen weiter.

Menschen stehen Schlange, um Nahrung zu erhalten

Die Hitze macht ihnen zu schaffen: täglich bleiben Hunderte aus der Karawane zurück Foto: reuters

OAXACA taz | Die Abwehr der Karawanen mittelamerikanischer Migrantinnen und Migranten hat ein erstes Todesopfer gekostet. Ein Honduraner starb am Sonntag an der guatemaltekisch-mexikanischen Grenze bei Zusammenstößen zwischen etwa tausend Geflüchteten und Sicherheitskräften. Um nach Mexiko einzureisen, hatte die Gruppe eine erste Sperre durchdrungen, wurde dann aber von mexikanischen Bundespolizisten aufgehalten. Der 26-Jährige war dabei von einem Gummigeschoss getroffen worden, acht weitere Migranten und Flüchtlinge wurden verletzt. Die Beamten hatten zudem Tränengas eingesetzt, die Reisenden verteidigten sich mit Molotowcocktails und Steinen.

Am Wochenende haben sich zudem mehrere hundert Menschen in El Salvador auf den Weg gemacht, um in die USA zu gelangen. Beide Gruppen folgen dem Vorbild einer Karawane, die seit über zwei Wochen unterwegs ist. Dieser Treck mehrerer tausend Männer, Frauen und Kinder, die vor Armut und Gewalt in ihrer Heimat flüchten, hat am frühen Montagmorgen seine Reise im Süden Mexikos fortgesetzt. Im Morgengrauen verließ der Zug die Stadt San Pedro Tapanatepec. Im Laufe der Woche wollen sie in Mexiko-Stadt ankommen, um dort mit der Regierung zu verhandeln.

Am Freitag hatte der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto den Menschen auf der Flucht befristete Arbeitsplätze, Krankenversorgung und Schulbesuch für die Kinder angeboten. Voraussetzung: Sie müssen in den südlichen Bundesstaaten Chiapas oder Oaxaca bleiben und dort Asyl oder andere Formen des legalen Aufenthalts beantragen. Auf einer Versammlung lehnte jedoch die Mehrheit der Reisenden das Angebot ab. „Wir schaffen das“, riefen sie im Chor im Zentrum der Stadt Arriaga mit Blick auf ihr Reiseziel USA.

In einer Pressemitteilung kommentierten sie: „Wir brauchen keine weiteren Städte oder Bundesstaaten, in denen Migrierende ohne Bewegungsfreiheit eingesperrt werden und sich nicht dort niederlassen können, wo sie ein würdiges Leben führen können.“ Dennoch ist die Gruppe, die mehrheitlich aus Honduranerinnen und Honduranern besteht, zu Verhandlungen bereit. Allerdings nur direkt mit den Verantwortlichen in der Hauptstadt. Es müsse dann aber über einen freien Aufenthalt in ganz Mexiko gesprochen werden.

Unterkunft in Kirchen

Viele der Beteiligten sind nach den langen Märschen in der tropischen Hitze gesundheitlich angeschlagen. Jeden Morgen bleiben 200 bis 300 Personen zurück, mehr als tausend sollen sich bereits auf den Rückweg gemacht haben. Etwa 70 Prozent der ursprünglich 7.000 Migranten und Flüchtlinge seien aber weiterhin dabei, erklärt Denis Omar Contreras von der Unterstützergruppe Pueblo Sin Fronteras (Volk ohne Grenzen).

In Mexiko-Stadt wollen sie auch mit dem künftigen Präsidenten des Landes, Andrés Manuel López Obrador, sprechen. Der Politiker hatte angeboten, Migrantinnen und Migranten ein Arbeitsvisum auszustellen. In der Hauptstadt sei alles für die Ankunft der Karawane vorbereitet, erklärte Pfarrer Alejandro Solalinde, der im Süden des Landes eine Migrantenherberge betreibt. Die Reisenden könnten in Kirchen unterkommen. Wie die mehrere tausend Menschen allerdings in den nächsten Tagen dort hinkommen wollen, ist unklar. Derzeit trennen sie noch 800 Kilometer von der Metropole. Für die Reise wären über 50 Busse nötig, denn zu Fuß ist dieser Weg in wenigen Tagen nicht zu bewältigen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.