Meuterei auf den Malediven : Präsident versenkt

Im Machtkampf mit Anhängern des früheren autokratischen Regimes gibt der einstige demokratische Hoffnungsträger Mohammed Nasheed das Präsidentenamt auf.

Da war er noch Präsident: Mohammed Nasheed bei einer Unterwasser-Kabinettsitzung 2009. Bild: dapd

BERLIN taz | Nach mehrwöchigen Protesten der Opposition, die am Dienstagmorgen einem Staatsstreich ähnelten, ist der Präsident der südasiatischen Inselrepublik Malediven am Mittag zurückgetreten. "Ich habe das Gefühl, dass mein Verbleiben an der Macht die Probleme nur verschärfen und den Bürgern schaden wird", sagte Mohammed Nasheed in der Hauptstadt Malé. "Also ist ein Rücktritt die beste Option, die ich habe." Gewalt wolle er dabei allerdings nicht einsetzen.

Kurz nach Nasheeds Rücktritt wurde sein bisheriger Vize Mohammed Waheed Hassan zum neuen Präsidenten vereidigt, meldete die unabhängige Nachrichtenwebseite Minivan News aus Malé.

Waheed soll die Regierung bis zu den nächsten regulären Wahlen im November 2013 führen. Er hat sich früher international einen Namen als Leiter des UN-Kinderhilfswerks Unicef in Afghanistan gemacht. Die Opposition, die eine Mehrheit im Parlament hat, will Waheed unterstützen. Nasheeds Rücktritt beendete zunächst die Proteste.

Nasheed hatte das bei reichen Touristen und Tauchern beliebte Land aus 1.200 Inseln seit 2008 regiert. Der frühere Journalist, Menschenrechtsaktivist und politische Gefangene hatte in der landesweit ersten demokratischen Wahl den seit 30 Jahren autokratisch regierenden Maumoon Abdul Gayoom abgelöst.

Es waren vor allem Kräfte des alten Regimes, die jetzt hinter den Protesten standen. Gayoom war am Dienstag in Malaysia.

Am Morgen hatten 500 Demonstranten, denen sich drei Dutzend Polizisten anschlossen, zuerst die Zentrale von Nasheeds Demokratischer Partei gestürmt und dann den staatlichen Fernsehsender übernommen.

Über diesen riefen sie zu Nasheeds Sturz auf. Zugleich griffen sie das Hauptquartier der Armee mit Steinen an, die Soldaten antworteten mit Tränengas.

Nasheeds Sprecher spielte die Meuterei zunächst herunter, doch schlossen sich einige Soldaten den Demonstranten an. Auch Islamisten waren beteiligt. Auslöser der Proteste war vor drei Wochen die Festnahme des Richters Abdulla Mohamed durch die Armee gewesen.

Der Verbündete von Expräsident Gayoom hatte sich geweigert, einer Rücktrittsanordnung wegen Fehlverhaltens nachzukommen. Er soll den Oppositionsführer einen Tag zu früh aus dem Gefängnis gelassen und schon zuvor Oppositionelle ungewöhnlich milde beurteilt haben.

Die Festnahme des Richters führte zu einer Verfassungskrise und löste die Proteste aus, die nun im Sturz Nasheeds gipfelten. Seine Gegner warfen ihm vor, sich so diktatorisch zu verhalten wie Gayoom.

Dieser hatte mittels Tourismus für wirtschaftliches Wachstum gesorgt, dessen Früchte jedoch ungleich verteilt waren. Soziale Ungleichheit und freizügiges Verhalten westlicher Touristen erregten in dem Land mit 400.000 überwiegend islamischen Einwohnern besonders den Zorn von Islamisten, die sich ebenfalls gegen Nasheed positionierten.

Dieser erregte internationale Bekanntheit durch symbolische Aktionen gegen den Klimawandel, von dem die Malediven besonders bedroht sind.

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