Meisterschaftsfinale im Basketball: Jetzt bloß nicht hadern

Im Finale um die deutsche Basketball-Meisterschaft verlor Alba Berlin zuletzt gegen Bayern München. Kann sich der Hauptstadtklub wieder erholen?

Zwei Spieler beim Wurf und bei der Verteidigung

Alba trifft, aber es reicht nicht: Szene aus dem Spiel am Freitag Foto: dpa

BERLIN taz | Marco Baldi weiß, wie sich Niederlagen anfühlen. Der Geschäftsführer von Alba Berlin hat selbst mal recht erfolgreich Basketball gespielt, erste Liga und Junioren-Nationalmannschaft. Eine Menge Playoff-Spiele hat Baldi mit dem achtmaligen Deutschen Meister, den vor allem er geformt hat, auch schon erlebt. Am Freitag erlitten die Berliner eine besonders herbe Pleite. 69:96 endete das zweite Play-off-Duell gegen Bayern München. Baldi war als Krisenmanager gefragt.

„Wenn wir enttäuscht sind, haben wir ein Problem“, sagte er. Rundum roch es deftig. Nach Braten, Soße, frischem Gemüse. Die Gäste amüsierten sich, plauderten, alles wirkte festlich. Vielleicht trug auch die Atmosphäre dazu bei, das zuvor Geschehene besser zu verdauen. Irgendwie gelang es Baldi ziemlich souverän, die bittere Lehre etwas bekömmlicher zu verkaufen. Er sprach vom „Momentum“, das in solchen finalen Playoffs entscheidend sei, und davon, dass dieses nun eben beim Gegner liege.

„So wie wir uns nach Spiel eins super gefühlt haben, so fühlen sich die Bayern jetzt“, sagte Baldi. Das neue, gute Bayern-Gefühl war die eine Geschichte, die andere, die Baldi nicht gar so intensiv behandeln wollte, erzählte vom jähen Absturz der jungen Albatrosse. Diejenigen unter den knapp über 13.000 Besuchern, die es mit den Berlinern hielten, waren über den Leistungsabfall im Vergleich zur ersten Partie regelrecht erschrocken.

Hatte Alba das erste Duell am vergangenen Sonntag mit seinem glanzvollen „Pick-and-roll“-Spiel 106:95 für sich entschieden, aber am Donnerstag lief überhaupt nichts zusammen. Dieselben Basketballer, die in München den Ball in einem atemberaubenden Tempo nach vorne getragen und meist traumwandlerisch sicher verwandelt hatten, trotteten in der heimischen Arena wie Freizeitspieler übers Feld.

Der litauische Wurfspezialist Marius Grigonis, der in München sagenhafte 30 Punkte erzielt hatte, traf diesmal nur einen Dreier. Spielmacher Peyton Siva – ein kleiner, wendiger Akteur, ausgestattet mit unglaublich viel Kreativität und Feingefühl – unterliefen leichte Ballverluste, Joshiko Saibou, der deutsche Nationalspieler, produzierte gar einen Airball. Und defensiv fehlte der Zugriff völlig. „Ein bisschen fest“ sei man gewesen, formulierte Baldi butterweich.

Mehr Tempo, mehr Risiko

Die Realität war härter. Schon im ersten Viertel dominierte Bayern nach Belieben. Während Münchens exzellente Einzelspieler diesmal auch exzellent spielten, trat Alba wie ein Schülerteam auf, das mal mit den Großen trainieren darf. Und so stand es nach zehn Minuten 9:26! Viel besser wurde es nicht mehr.

Marco Baldi, Geschäftsführer von Alba Berlin

„Wenn wir enttäuscht sind, haben wir ein Problem“

Eigentlich hatten die Alba-Fans nur in der Halbzeitpause einen echten Grund, ihre Klatschpappen zu bemühen. Da präsentierten sich die Meisterteams der U14 und U19. Beide hatten ihre Finalspiele gegen die Bayern gewonnen. Sie durften sich vor der gewaltigen Kulisse feiern lassen, die den Alba-Profis vielleicht auch etwas zu viel Druck bereitet hatte. Die Berliner stellen ein ziemlich junges Team, lediglich Luke Sikma ist in den 1980er Jahren geboren. Sikma, der zum wertvollsten Spieler der Hauptrunde gewählt worden war, kam gegen München auch nicht auf die gewünschte Quote. 13 Punkte waren zu wenig, um die Kollegen wachzurütteln.

Dafür erfreute der US-Amerikaner hinterher Geschäftsführer Baldi. Er klopfte dem Macher im VIP-Raum kurz auf die Schultern, grinste, strahlte dabei eine gewisse Lockerheit aus. „Genau so muss es gehen, das ist die richtige Einstellung“, sagte Baldi. In München müsse man wieder an die eigene Art, Basketball zu spielen, anknüpfen. Mit mehr Tempo also, mehr Risiko. „Wir dürfen nicht darauf verzichten, den Ball schnell hin und her zu bewegen.“

Sichere Würfe aus der Nahdistanz

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Dieses von Albas erfahrenem spanischen Trainer Alejandro „Aíto“ García Reneses etablierte Spiel blieb dieses Mal im Ansatz stecken. Stattdessen drückten die Bayern die eigene Stärke durch: Sie bereiten den Abschluss etwas sorgfältiger vor, woraus weniger Dreier-Versuche resultieren, dafür aber viele sichere Würfe aus der Nahdistanz. Der spielerischen Klasse eines Jared Cunningham, von Nihad Đedović oder Danilo Barthel war Alba nicht gewachsen. Zumal Bayern flexibel agierte, fünf Schützen punkteten am Ende zweistellig. „Die Defensive wird entscheidend für den Ausgang der Serie sein“, sagte Albas dienstältester Spieler Akeem Vargas. „Bayern war physisch stark, während wir nicht unser Normallevel erreicht haben.“

Wie das wieder erreicht werden kann, darüber werden sie in Berlin bis Sonntag intensiv grübeln. Marco Baldis Vorschlag klingt dabei nicht ganz unvernünftig: „Wir dürfen jetzt nicht hadern.“

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